Mittwoch 02 September 2020, 07:02

Ein Jahrhundert danach: Rückblick auf Belgiens Goldmedaillengewinner

  • Belgien gewann vor genau 100 Jahren auf heimischem Boden Olympia-Gold

  • Wir blicken zurück auf ein dramatisch-wildes Olympisches Fussballturnier der Männer

  • Bis heute ist dies der größte internationale Erfolg Belgiens

Nach einer achtjährigen Zwangspause wegen des Ersten Weltkriegs wurden 1920 in Belgien wieder Olympische Sommerspiele ausgetragen und damit auch ein Olympisches Fussballturnier der Männer. Erstmals fanden die Spiele unter dem heute berühmten Banner mit den fünf Ringen statt.

Außerdem hatte das Turnier ein neues Rekord-Teilnehmerfeld mit 14 Nationen, darunter erstmals auch ein außereuropäisches Land, nämlich Ägypten. Ferner vertreten waren Gastgeber Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Spanien und die Tschechoslowakei.

In der ersten Runde kassierte Ägypten eine 1:2-Niederlage gegen Italien. Wesentlich unerwarteter war indes das Ausscheiden des zweimaligen Goldmedaillengewinners Großbritannien, das mit 1:3 gegen Norwegen unterlag. Spanien sorgte bei seinem ersten offiziellen Länderspiel ebenfalls für eine faustdicke Überraschung. Das Team mit dem späteren Startorhüter Ricardo Zamora setzte sich mit 1:0 gegen den zweimaligen Silbermedaillengewinner Dänemark durch

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Belgien, das in der ersten Runde ein Freilos hatte, sorgte mit einem 3:1-Sieg dann für das Ausscheiden der Iberer. Im Halbfinale setzten sich die Belgier mit 3:0 klar im Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande durch.

Die Tschechoslowakei feierte bei ihrem ersten großen internationalen Turnier ein furioses Debüt. Gegen die besten Teams der Welt brachten es die Tschechoslowaken bei ihrem Sturmlauf bis ins Finale auf eine Tordifferenz von 15:1. Doch im Spiel um die Goldmedaille kam es zum Eklat. Nach einem umstrittenen Platzverweis in der 39. Minute verließ das gesamte Team das Spielfeld im Olympiastadion. Letztlich wurde das Team disqualifiziert und nahm daher nicht mehr am Turnier zur Ermittlung des Silber- und Bronzemedaillengewinners teil.

Zum Finalsieger wurde Belgien erklärt, das zum Zeitpunkt des Spielabbruchs mit 2:0 in Führung gelegen hatte. Robert Coppee hatte in der sechsten Minute einen Elfmeter verwandelt und Henri Larnoe hatte in der 30. Minute auf 2:0 erhöht. Nachdem die Belgier zum Sieger erklärt wurden, stürmten rund 35.000 begeisterte Zuschauer den Platz (siehe Bild unten).

Unkonventionelles Turnierformat

Das Format des Olympischen Fussballturniers der Männer 1920 war sehr ungewöhnlich und wurde danach nicht wieder angewandt. Zur Ermittlung des Goldmedaillengewinners wurde ein normales K.o.-Turnier ausgespielt. Die unterlegenen Viertelfinalisten spielten über zwei Runden die besten zwei Teams aus. Neben den Gewinnern dieser beiden Runden nahmen dann auch diejenigen Teams an dem Turnier um Silber und Bronze teil, die bis dahin gegen den Gewinner der Goldmedaille verloren hatten (im Finale, im Halbfinale und in der ersten Runde). Ein separates Turnier um die Bronzemedaille war nicht vorgesehen.

Frankreich trat allerdings nicht mehr an, da ein beträchtlicher Teil der Mannschaft bereits abgereist war. Somit kämpften Italien, Norwegen, Spanien und Schweden um das Recht, gegen die Niederlande um die Silbermedaille zu spielen. Spanien sicherte sich schließlich den Platz und besiegte die Niederlande mit 3:1.

Der Schwede Herbert Carlsson wurde mit sieben Treffern Torschützenkönig des Turniers, von denen er allein fünf beim 9:0-Kantersieg gegen Griechenland erzielte.

Abschlusstabelle

  • 1 - Belgien

  • 2 - Spanien

  • 3 - Niederlande

  • 4 - Frankreich

  • 5 - Italien

  • 6 - Schweden & Norwegen

  • 8 - Ägypten, Großbritannien, Dänemark, Luxemburg, Jugoslawien, Griechenland, Tschechoslowakei

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