Dienstag 26 Oktober 2021, 22:00

Ein herzliches Lebewohl an die legendäre Carli Lloyd

  • Carli Lloyd lief heute zum letzten Mal in ihrer schillernden Karriere zu einem Spiel auf

  • Die legendäre US-Nationalspielerin feierte den Anlass mit der Auszeichnung als Spielerin des Spiels

  • Wir betrachten ihre bemerkenswerten Leistungen und die Geheimnisse ihres Erfolgs

Fast zwei Jahrzehnte lang war es fast unmöglich, sich das US-Frauen-Nationalteam - und den Frauenfussball insgesamt - ohne Carli Lloyd vorzustellen. Doch alles geht einmal zu Ende, und nach einem emotionalen 316. und letzten Auftritt im rot-weiß-blauen Trikot winkt heute Abend der Ruhestand für eine der ganz Großen - und für ihr Team und ihren Sport beginnt die Zeit ohne Lloyd. Wie erwartet verabschiedete sich die 39-Jährige mit einem Paukenschlag: Beim 6:0-Sieg gegen die Republik Korea wurde sie zur Spielerin des Spiels gekürt, womit sie ihr bemerkenswertes Können noch einmal eindrucksvoll zeigte. Die Amerikanerinnen wissen natürlich, dass sie ihre ultimative Spielerin für große Spiele verlieren, eine Akteurin, die sich ihren Ruf dadurch erworben hat, dass sie sich bei den größten Gelegenheiten durchsetzte, die in zwei Spielen um olympisches Gold traf und im Finale der FIFA Frauen-WM Kanada 2015™ gar einen Hattrick erzielte.

Konzentration, Leidenschaft und wilde Entschlossenheit sorgten dafür, dass sich Lloyd auch in ihrem vierten Lebensjahrzehnt weiter verbesserte, was sich in ihrer Krönung zur The Best - FIFA-Weltfussballerin im reifen Alter von 35 Jahren zeigte. Die immer wieder gern bemühte Analogie mit einem guten Wein, der mit den Jahren nur besser wird, trifft bei ihr in der Tat zu, was man auch daran ablesen kann, dass die unverwüstliche Angreiferin 98 ihrer Länderspieltore nach ihrem 30. Geburtstag erzielte. Und selbst aktuell ist sie die einzige Spielerin, die in jedem Länderspiel der USA in diesem Kalenderjahr zum Einsatz kam, und die aktuell erfolgreichste Torjägerin (11) und Vorbereiterin (6) des Teams. Kurz bevor sie ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlägt, um in einer ganz anderen Rolle die Beste zu sein, würdigt FIFA.com eine Ikone, die Rekorde geschrieben und ihren Namen unauslöschlich in den Geschichtsbüchern des Fussballs eingetragen hat.

Beeindruckende Erfolge und spektakuläre Zahlen

  • Zwei Titel bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ (2015 und 2019) und zwei Olympische Goldmedaillen (2008 und 2012).

  • 316 Länderspieleinsätze und damit die Spielerin mit den zweitmeisten Einsätzen aller Zeiten. Einzig ihre ehemalige Teamkameradin Kristine Lilly liegt vor ihr (354).

  • 134 Länderspieltore. Damit liegt sie in der ewigen Bestenliste nur hinter Christine Sinclair (188), Abby Wambach (184) und Mia Hamm (158).

  • Sie ist die einzige Spielerin, die in einem Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ einen Hattrick erzielte.

  • Sie ist zudem die älteste Torschützin in der Geschichte des US-Frauen-Nationalteams, mit 39 Jahren und 102 Tagen. (39 Jahre und 67 Tage)

  • 47 Einsätze bei großen Turnieren – mehr als jede andere US-Nationalspielerin. Sie war bei jeder WM seit 2007 und bei allen Olympischen Spielen seit 2008 dabei.

  • Se erzielte mehr Tore nach ihrem 30. Geburtstag (98) als alle anderen Spielerinnen.

  • In ihren 17 Jahren im Nationalteam erlebte sie nur 17 Niederlagen.

  • Erst vor wenigen Wochen erzielte sie gegen Paraguay fünf Tore und stellte damit den Teamrekord ein - und dies drei Monate nach ihrem 39. Geburtstag.

FIFA COVERAGE - United States v Australia: Bronze Medal Match Women's Football - Olympics: Day 13

Was andere über Carl Lloyd sagen

"Sie ist überall auf der Welt eine Symbolfigur für den Fussball. Ich habe es schon früher gesagt: Wäre sie ein männlicher Spieler in Europa, dann gäbe es dort überall Statuen von Carli Lloyd. Straßen, Stadien und vieles mehr würde nach ihr benannt. So groß ist sie." Vlatko Andonovski (Trainer, US-Frauen-Nationalteam)

"Sie ist einfach anders. Sie macht alles genau so, wie sie es braucht. Das ist es, was sie auszeichnet, was sie so großartig macht. Es ist ihr egal, was die anderen denken. Das ist eine der größten Qualitäten von Carli, die ich bewundere: Sie kümmert sich nicht darum, weil sie tut, was sie tun muss, und das ist alles, was zählt." Teamkollegin Sophia Smith, die gerade einmal vier Jahre alt war, als Lloyd 2005 ihr erstes Länderspiel bestritt "In der Welt des Fussballs hat sie Dinge vollbracht, die einfach unvergleichlich sind, und sie hat mit Sicherheit Legendenstatus. Dass das US-Frauen-Nationalteam so erfolgreich ist, liegt zu einem großen Teil an Carli und den großen Spielen, die sie gemacht hat, und den großen Momenten. Es ist nicht überraschend, dass sie solche Momente genießen konnte, wenn man sieht, wie sie trainiert, wie sie ihren Job macht, und wie sie alles vorbereitet, um in solchen Momenten erfolgreich zu sein. Wir werden das ganz sicher vermissen, aber auch sie als Person, das Leben und die Stärke, die sie diesem Team gegeben hat." Teamkollegin Tobin Heath

Lloyd mit ihren eigenen Worten

"Die Leute sehen den Hattrick im WM-Finale 2015, aber sie sehen nicht die zwölf Jahre der Aufopferung, des Kampfes und der harten Arbeit, die bis zu diesem Moment geflossen sind. Jeden einzelnen Tag habe ich hart trainiert, um besser zu werden. Ein Teil von mir liebt diese Herausforderung, und ein Teil von mir hasst diese Herausforderung. Aber es geht mir insgesamt um die Herausforderung, denn ohne sie gäbe es keine wirklich großen Momente. Ich habe kein Problem damit, nicht der Masse zu folgen. Ich habe kein Problem damit, das schwarze Schaf zu sein. Ich habe kein Problem damit, anders zu sein. Ich habe kein Problem damit, nicht im Rampenlicht zu stehen. Ich will nur, dass mein Spiel auf dem Platz für mich spricht. Um mich zu Fall zu bringen oder zu brechen, müsste man mir das Herz aus dem Leib reißen." Über das Geheimnis ihres Erfolgs in einem Artikel in der "Players Tribune" "Es ist schön zu wissen, dass ich 17 Jahre lang danach gestrebt habe, so gut wie nur irgend möglich zu werden. Sicherlich gab es Zeiten, in denen ich mich vielleicht zu sehr darauf konzentriert habe, aber ich habe alles gegeben, was ich hatte. Und ich denke, das es wirklich etwas Besonders ist, dass ich mit dem Wissen abtreten kann, dass ich alles gegeben habe, was ich hatte. Ich denke, das wird in meiner nächsten Lebensphase nicht anders sein. Ich werde etwas finden, wofür ich große Leidenschaft empfinde, und auch das werde ich dann so gut machen, wie ich nur kann. Ich möchte schließlich mit meinem Mann eine Familie gründen und die beste Mutter und die beste Ehefrau sein, die es gibt." Über den Ruhestand