Dienstag 14 Juli 2020, 08:58

Dussuyer will mit Benin eine Überraschung landen

  • Dussuyer führte Benin erstmals ins Viertelfinale des Afrikanischen Nationen-Pokals

  • Mit solider Verteidigung gelingt im Achtelfinale ein Sieg gegen Marokko

  • Der französische Coach will in der WM-Quali für eine Überraschung sorgen

In der Geschichte gab es noch nicht besonders viele Torhüter, die im Anschluss an ihre aktive Laufbahn Cheftrainer geworden sind. Auf einen Torwart kommen zehn Feldspieler, sodass der Pool potenzieller Kandidaten relativ klein ist. Dennoch haben einige Torwartgrößen eine erfolgreiche Trainerlaufbahn hingelegt, und zwar unter anderem Dino Zoff (Italien), Julen Lopetegui (Spanien) und Badou Zaki (Marokko).

Torhüter kennen gemeinhin die Stärken und Schwächen ihrer Abwehr. Im Laufe der Jahre entwickeln sie eigene Ideen dazu, wie Lücken geschlossen werden können und mit welchen Verteidigungsstrategien man bestimmte Gegner zur Verzweiflung bringt. Und genau damit beschäftigt sich auch Michel Dussuyer, seit er die Torwarthandschuhe an den Nagel gehängt hat. In seiner aktiven Zeit stand er von den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren für mehrere französische Teams zwischen den Pfosten.

Teams, die er trainiert, sind für ihre gute Organisation bekannt. Der Franzose steht nicht gerade für eine angriffsorientierte Spielweise, versteht sich jedoch hervorragend darauf, seinen Teams zu einer starken Defensive zu verhelfen und Gegentore zu vermeiden. Mit einer ungemein effektiven defensiven Spielweise verhalf er Benin beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2019 zum ersten Einzug in die K.-o.-Runde. Im Achtelfinale überwand man dann Marokko und schrieb mit dem Erreichen des Viertelfinales weiter Geschichte.

FIFA.com sprach mit Dussuyer über seine Ziele mit Benin und den Erfolg seiner Spielweise. "Mein erstes Engagement in Benin war im Großen und Ganzen gut. Ich habe das Team [von 2008 bis 2010] zwei Jahre lang trainiert, und wir haben uns für den Afrikanischen Nationen-Pokal qualifiziert", meint er.

"Seit meiner Rückkehr haben wir versucht, eine Spielweise zu finden, die zum Team passt. Wir haben gemeinsam daran gearbeitet, bis wir das Niveau erreicht haben, das uns 2019 in Ägypten den Viertelfinaleinzug ermöglicht hat. Das war kein Zufall, und wir haben eine sehr gute Mannschaftsleistung abgeliefert", fügt er hinzu.

ms1j0hj1mqlnautsd4xk.jpg

Schwere Gruppe

Nach dem Einzug in die Runde der letzten acht wollen Les Ecureuils nun an diesen Erfolg anknüpfen. Wenn die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ im Oktober wieder aufgenommen wird, hofft man bei Benin, den großen Traum verwirklichen und sich zum ersten Mal für die Weltbühne qualifizieren zu können.

Mit Blick auf die Qualifikationsgruppe, in der außer Benin die DR Kongo, Tansania und Madagaskar antreten, erklärt Dussuyer: "Das ist eine schwere Gruppe. Wir müssen gegen drei Teams antreten, die beim letzten kontinentalen Großereignis dabei waren. Die DR Kongo hat ein sehr starkes Team, das ganz nah an einer Qualifikation für Russland 2018 dran war. Madagaskar war 2019 in Ägypten der Außenseiter und hat gleich beim Turnierdebüt das Viertelfinale erreicht. Tansania hat in letzter Zeit ebenfalls Riesenfortschritte gemacht und an der jüngsten Auflage des Nationen-Pokals teilgenommen."

wwis9xsf3z17dlsgmgaf.jpg

Zwischen Optimismus und Realismus

Sicherlich gibt es in Benin diesmal Grund zu Optimismus. Das Team macht durchaus den Eindruck, als könne es in seiner Gruppe mithalten. "Jeder Trainer will gewinnen, und wir gehen mit dem festen Willen in die Qualifikation, jedes Spiel zu gewinnen und am Ende Gruppensieger zu sein", erklärt Dussuyer, schickt jedoch gleich eine Warnung bezüglich der letzten Qualifikationsrunde hinterher: "Wir sollten nicht vergessen, dass dieser Gruppenphase noch eine weitere Runde folgt, die viel schwerer werden dürfte und in der die Gegner sehr stark sind."

Dussuyer gilt als Spezialist für den afrikanischen Fussball und hat seit 2002 fast ausschließlich auf dem afrikanischen Kontinent gearbeitet. Unter anderem war er als Assistenztrainer von Henri Michel für Côte d'Ivoire tätig. Hinzu kommen drei Engagements als Cheftrainer von Guinea, eins als Cheftrainer von Côte d'Ivoire und zwei als Nationaltrainer von Benin.

Auf die Frage, welche CAF-Teams sich seiner Meinung nach für Katar 2022 qualifizieren werden, erklärt der Franzose: "Ich würde auf Teams wie Nigeria, Ägypten, Tunesien, Côte d'Ivoire und Kamerun tippen, die bereits zuvor an der WM teilgenommen haben. Auch Algerien, den Sieger des Afrikanischen Nationen-Pokals, dürfen wir nicht vergessen. Und dann gibt es natürlich auch Teams, die für eine Überraschung sorgen könnten, zum Beispiel Mali, das sich in letzter Zeit enorm verbessern konnte und dem ich bei dieser Qualifikation Außenseiterchancen einräumen würde."