Dienstag 24 Dezember 2019, 08:00

Die zehn besten WM-Momente des Jahrzehnts

  • In den 2010er Jahren triumphierten Spanien, Japan, Deutschland, die USA und Frankreich

  • Zehn Spiele aus sechs Weltmeisterschaften ragen heraus

  • FIFA.com befasst sich mit den denkwürdigsten Partien des Jahrzehnts

Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als Spanien noch nie Weltmeister war oder Japan noch nie die Frauen-Weltmeisterschaft gewonnen hatte? An Zeiten, als Kylian Mbappé und Mallory Pugh gerade einmal elf Jahre alt waren?

In nur einem Jahrzehnt hat sich in der Welt des Fussballs enorm viel verändert. FIFA.com blickt zurück auf zehn Momente bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften – bei den Frauen wie bei den Männern –, die die vergangenen zehn Jahre geprägt haben.

Afrika mit einem Bein im Halbfinale

2. Juli 2010, Johannesburg: Uruguay – Ghana (1:1, 4:2 n. E.)

WM-Viertelfinale gegen Uruguay und Ghana ist drauf und dran, als erste afrikanische Mannschaft in die Vorschlussrunde des Turniers einzuziehen. Die südafrikanischen Zuschauer mit ihren Vuvuzelas peitschen die Black Stars nach vorn und diese gehen durch Sulley Muntari in Führung. Diego Forlan gleicht aus. Die Begegnung geht in die Verlängerung. Alle Zeichen stehen auf Elfmeterschießen, da stoppt Luis Suárez einen Ball auf der Torlinie mit der Hand. Rote Karte, Elfmeter in der 121. Minute. Die Sache scheint geritzt. Asamoah Gyan wird Ghana ins Halbfinale schießen. Aber sein Schuss geht an die Latte. Ghanas Chance ist dahin. Im Elfmeterschießen gewinnt die Celeste.

Iniesta krönt Spanien

11. Juli 2010, Johannesburg: Niederlande – Spanien (0:1 n. V.)

Die Niederländer haben Endspielerfahrung aus den Jahren 1974 und 1978, die Spanier – obschon amtierender Europameister – nicht. Das Spiel ist ausgeglichen. Die Abwehrreihen dominieren über die Offensive. In der 116. Minute schließlich flankt Fernando Torres. Die niederländische Abwehr kann nicht richtig klären, Cesc Fabregas kommt an den Ball und spielt ihn auf Andrés Iniesta. Der Spieler vom FC Barcelona nimmt das Leder mit vollem Risiko als Dropkick und nagelt den Ball ins kurze Eck. Danach holt sich wegen Trikotausziehens beim Jubel eine Verwarnung. Egal. Spanien ist erstmals Weltmeister.

Triumph der Nadeshiko

17. Juli 2011, Frankfurt: Japan – USA (2:2 n. V., 3:1 n. E.)

Zwei der ersten drei FIFA Frauen-Weltmeisterschaften (1991 und 1999 nämlich) gewannen die Amerikanerinnen. Danach jedoch scheiterten sie zwei Mal im Halbfinale. In Deutschland erreichte die mit erfahrenen Stars wie Abby Wambach, Hope Solo und Christie Rampone und aufstrebenden Talenten wie Alex Morgan, Tobin Heath und Megan Rapinoe gespickte Mannschaft aber wieder das Endspiel. Dort trafen die USA auf Japan, das seit 1995 die Vorrunde nicht mehr überstanden hatte. Doch der haushohe Favorit war durchaus gewarnt, denn ihr Gegner hatte auf dem Weg ins Finale sowohl Deutschland als auch Schweden ausgeschaltet. Die Stars and Stripes spielten ihre geballte Erfahrung aus und gingen durch Morgan und durch Wambach im zweiten Durchgang und in der Verlängerung zwei Mal in Führung. Doch die Nadeshiko schlug immer zurück – erst durch Aya Miyama, dann in der 117. Minute durch die überragende Homare Sawa. Das Elfmeterschießen entwickelte sich dann zum Albtraum für die Favoritinnen: Shannon Boxx, Carli Lloyd und Heath vergaben. Saki Kumagai hingegen blieb cool und schoss Japan zum WM-Titel.

Vom Maracanãzo zum Mineirazo

8. Juli 2014, Belo Horizonte: Brasilien – Deutschland (1:7)

Für Brasilien ist es das erste WM-Halbfinale nach zwölf Jahren, und das vor heimischem Publikum. Und auch ohne den verletzten Neymar, und den gesperrten Thiago Silva erwartet ein ganzes Land nicht weniger als das Erreichen des Endspiels. Vor Spielbeginn schüttet es wie aus Eimern, aber das ist nicht der Grund, warum die Seleçao aussieht wie begossene Pudel. Nach elf Minuten erzielt Thomas Müller die Führung. Was folgt, sind die zehn längsten Minuten im brasilianischen Fussball. Miroslav Klose, Toni Kroos (2) und Sami Khedira legen nach. Gerade einmal eine halbe Stunde ist gespielt, da liegt Gastgeber Brasilien mit 0:5 hinten. Im zweiten Durchgang schnürt André Schürrle noch einen Doppelpack. Der Ehrentreffer durch Oscar in der Schlussphase ändert nichts mehr: Brasilien erleidet die höchste Niederlage seiner WM-Geschichte.

Debütantinnen schon unzähmbar

8. Juni 2015, Vancouver: Kamerun – Ecuador: 6:0

Für Kamerun war Kanada 2015 die erste FIFA Frauen-Weltmeisterschaft. Das Auftaktspiel gegen Ecuador wurde für die Unzähmbaren Löwinnen zum Traumeinstand. Madeleine Ngono Mani, Gaëlle Enganamouit und Spielführerin Christine Manie trafen schon in der ersten Hälfte. In der zweiten Hälfte legten Gabrielle Onguéné und erneut Enganamouit (2) nach und brannten ein regelrechtes Feuerwerk ab. So wurde es der höchste Sieg eines Neulings bei der Frauen-Weltmeisterschaft. Anschließend verlor Kamerun gegen Titelverteidiger Japan, schlug dann aber die Schweiz und zog ins Achtelfinale ein, wo die mangelnde Erfahrung jedoch von der VR China bestraft wurde (0:1). Aber die Löwinnen haben dennoch bleibenden Eindruck hinterlassen.

Amerikanische Revanche

5. Juli 2015, Vancouver: USA – Japan (5:2)

So trifft man sich wieder: Den USA bot sich 2015 in Kanada die Chance zur Revanche für die Endspielniederlage vier Jahre zuvor. Schon nach 20 Minuten war das Spiel entschieden. Hauptverantwortlich dafür war eine einzige Spielerin: Carli Lloyd erzielte die Führung nach einer Ecke und baute sie nach einem Freistoß im Nachschuss aus. Lauren Holiday schraubte das Ergebnis auf 3:0, aber das Glanzstück des gesamten Turniers sollte noch folgen: Lloyd sah, dass die japanische Torhüterin Ayumi Kaihori zu weit vor ihrem Tor stand und zog aus dem Mittelfeld ab. Es wurde ein sensationelles Tor und ihr drittes in einem WM-Finale. Nach lediglich 16 Minuten lagen die USA mit 4:0 vorn. Am Ende unterlag die Nadeshiko mit 2:5, den Stars and Stripes gelang ihre Revanche in eindrucksvoller Manier und sie holten sich ihren dritten Titel – Rekord.

Ein Tor, das alles veränderte

30. Juni 2018, Kasan: Frankreich – Argentinien (4:3)

Im Achtelfinale der WM in Russland 2018 zwischen Frankreichs Bleus und Argentiniens Albiceleste gab es keinen Favoriten. Nach Foul an Kylian Mbappé brachte Antoine Griezmann die Franzosen per Elfmeter in Führung, doch Argentinien drehte das Spiel durch ein Traumtor von Angel Di Maria und Gabriel Mercado. Aber dann marschierte Lucas Hernandez über die linke Seite nach vorn und flankte. Der Ball segelte durch den Strafraum bis zum anderen französischen Außenverteidiger, Benjamin Pavard, und der fackelte nicht lange und nahm den Ball fantastisch per Dropkick. Das Tor wurde zum schönsten des Turniers gewählt und brachte den späteren Weltmeister zurück ins Spiel. Die große Mbappé-Show des Doppeltorschützen brachte Frankreich eine Runde weiter. Daran konnte auch der Anschlusstreffer von Sergio Agüero in der Nachspielzeit nichts mehr ändern. In der Folge konnten weder Uruguay, noch Belgien oder Kroatien die Bleus von ihrem Kurs auf den zweiten Stern abbringen.

"Teuflischer" Dreher

2. Juli 2018, Rostow am Don: Belgien – Japan (3:2)

Seit 1970 und dem 3:2 von Deutschland gegen England im Viertelfinale war es keiner Mannschaft mehr gelungen, in der K.o.-Runde der Weltmeisterschaft einen Zweitore-Rückstand wettzumachen. Dann kam Belgien. Zunächst aber trafen Genki Haraguchi und Takashi Inui nach der Pause. Japan war auf dem besten Weg, zum ersten Mal überhaupt das WM-Viertelfinale zu erreichen. Doch die Diables Rouges schlugen zurück. In der 69. Minute verkürzte Jan Vertonghen. Fünf Minuten später fiel der Ausgleich durch Marouane Fellaini. In der 94. Minute holte Japan noch einmal eine Ecke heraus. Es war die letzte Chance, das Spiel zu entscheiden. Wurde es auch – allerdings nicht für die sich eigentlich im Vorteil befindenden Japaner. Stattdessen fing Thibaut Courtois den Ball ab und leitete einen mustergültigen Konter über Kevin de Bruyne und Thomas Meunier ein. Romelu Lukaku ließ durch und Nacer Chadli netzte ein. Belgien hatte das Spiel gedreht und stand im Viertelfinale gegen Brasilien. Dieses wurde ebenfalls gewonnen, das Halbfinale gegen Frankreich aber verloren. Dennoch holte Belgien am Ende zum ersten Mal in seine Geschichte den dritten Platz bei einer Weltmeisterschaft.

Das Spiel der Rekorde

11. Juni 2019, Reims: USA – Thailand (13:0)

Die Amerikanerinnen wollten in Frankreich ihren Titel verteidigen. Auf dem Weg zum erklärten Ziel trafen sie zunächst auf das kleine Thailand. Die Asiatinnen schlugen sich tapfer und mussten in der ersten Hälfte "nur" drei Tore hinnehmen. Nach der Pause kamen allerdings noch einmal runde zehn hinzu. Es trafen Lindsey Horan, Megan Rapinoe, Mallory Pugh, Carli Lloyd, Rose Lavelle (2) und Samantha Mewis (2), aber die alles überragende Spielerin war Alex Morgan. Sie schoss fünf Tore und stellte damit den Rekord ein, den Michelle Akers 1991 gegen Chinese Taipei aufgestellt hatte. Es war der höchste Sieg in der Geschichte der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft, das Spiel mit den meisten Toren und mit den meisten Torschützinnen. Es war ein Auftakt nach Maß für die Amerikanerinnen, die anschließend souverän zum vierten Mal Weltmeisterinnen wurden.

Potenzielle Wachablösung

25. Juni 2019, Rennes: Niederlande – Japan (2:1)

Für die Niederländerinnen war es erst ihre zweite Frauen-Weltmeisterschaft. Dennoch zählten sie nach dem Gewinn des Europameistertitels 2017 zu den Favoritinnen. Im Achtelfinale trafen sie auf Japan, das zuvor zwei Mal in Folge das Endspiel erreicht hatte. In der 17. Minute erzielte Lieke Martens per Hacke die Führung, aber Yui Hasegawa gelang nach schöner Kombination noch vor dem Halbzeitpfiff der Ausgleich. Die Nadeshiko hatte mehrfach Gelegenheit, das Spiel zu entscheiden, aber entweder rettete die Latte oder die glänzend aufgelegte Torhüterin Sari van Veenendaal. Als schon alles auf eine Verlängerung hindeutete, unterlief Saki Kumagai ein Handspiel im Strafraum. Martens verwandelte den fälligen Strafstoß souverän. So wurde nichts aus einem erneuten Finale für die Japanerinnen. Abgelöst wurden sie durch die Niederländerinnen, die im Endspiel zwar unterlagen, aber den USA lange Paroli boten. Es war möglicherweise der Beginn einer glänzenden Zukunft.