Dienstag 03 Oktober 2017, 15:09

Die Geschichte hinter einer Geste, die die Welt bewegte

  • Der FC Kopenhagen ist unter den drei Finalisten für den FIFA-Fanpreis

  • Der dänische Pokal wurde nach dem Finale zu einem Fan im Rollstuhl gebracht

  • "Es war eine Erinnerung daran, dass nicht nur die lautesten Fans zählen"

Bei dem Ereignis, wegen dem der FC Kopenhagen für den FIFA-Fanpreis nominiert wurde, gibt es zwei Helden.

Der eine ist Jacob, ein eingefleischter Fan, der das Team bei jedem Wetter durch dick und dünn begleitet, obwohl er im Rollstuhl sitzt.  Der andere ist Daniel, der Mann, der sich inmitten des großen Jubels an diesen engagierten Fan erinnerte und dafür sorgte, dass auch er den glorreichen Moment seiner Mannschaft miterleben konnte.

Dabei war zumindest am Anfang nicht ganz klar, dass es eine solch rührende Geste geben würde. "Besonders lustig ist, dass die Kommentatoren in der dänischen TV-Berichterstattung erstmal völlig verwirrt sind", erklärt Jes Mortensen, der Kommunikationsdirektor des FC Kopenhagen. "Die Spieler hatten den Pokal den Fans gegeben – und dann sah es plötzlich so aus, als würde dieser große Kerl mit den vielen Tattoos sich damit davonmachen!"

Mortensen und seine Kollegen vom FCK teilten die Bedenken der Kommentatoren allerdings nicht. "Wir wussten ja, dass das Daniel war, unser Verbindungsmann zu den Fans. Also waren wir ziemlich zuversichtlich, dass er den Pokal nicht stehlen würde. Er hätte sich am Montagmorgen bei der Arbeit wohl nur schwer erklären können, wenn er das gemacht hätte!"

Dass der Verantwortliche eine offizielle Funktion im Club innehat, wirft natürlich die Frage auf: Hat der FC Kopenhagen diese Geste der Inklusion vielleicht organisiert oder genehmigt, die innerhalb weniger Stunden von Fans rund um die Welt gesehen wurde?

"Nein, überhaupt nicht", sagt Mortensen auf diese Frage. "Das war eine ganz spontane Aktion. Die Geste hat allen im Club sehr gut gefallen. Lob und Dank dafür gebühren allerdings allein Daniel und den Fans, denn ihnen ist das alles zu verdanken.

"Daniel weiß ja, dass Jacob ein wirklich engagierter und enthusiastischer Anhänger ist, aber dass er wegen seiner Behinderung in solchen Momenten nicht nah an die Spieler herankommen kann. Dann erinnerte er sich an Jakob, als der Pokal in die Menge ging. Er nahm ihn und brachte ihn vorbei an den jubelnden Zuschauern zu ihm. Denn er wollte, dass Jacob den Moment genauso genießen konnte wie alle anderen."

Zu sagen, dass er dieses Ziel erreicht hat, wäre eine Untertreibung. Jacob Ove Larsen hatte immer gedacht, dass nichts mehr seinen schönsten Moment als Fan Kopenhagens übertreffen könnte,  nämlich den sensationellen 1:0-Sieg seines Klubs gegen Manchester United in der UEFA Champions League im Jahr 2006. Allerdings hatte er auch nie damit gerechnet, dass er im dänischen Pokalfinale einen 3:1-Sieg gegen den Rivalen Brondby bejubeln und dabei die Trophäe ganz nah bei sich haben würde.

"Ich schaue mir die Spiele vom FC Kopenhagen schon an, seit ich zehn Jahre alt war und ich gehe zu allen Heimspielen", sagte er gegenüber FIFA. com. "Und von Anfang an sorgte man dafür, dass ich mich wie ein Mitglied einer großen Familie fühlte.

"Aber ich kannte Daniel nicht so gut, daher war ich wirklich überrascht, als er den Pokal zu mir brachte. Über so etwas hatten wir zuvor nie gesprochen. Ich hörte, wie die Fans immer lauter wurden und jubelten und habe sogar mitgejubelt. Ich wusste definitiv nicht, was vor sich ging.

"Ich hatte auch danach noch nicht wirklich verstanden, was da passiert ist, bis jemand auf Facebook ein Video davon eingestellt hat. Und als es dann viral ging, war es wirklich erstaunlich - ich bekam plötzlich Nachrichten von Leuten aus aller Welt.  Beim letzten Saisonspiel wurde ich dann von einigen Fans angesprochen, die meinten: "Wow, da ist die Berühmtheit!" Die ganze Sache war ziemlich unglaublich."

Dass die Geste nun mit einer Nominierung für den FIFA-Fanpreis belohnt wurde, finden Mortensen und Larsen einfach "wunderbar". Noch wichtiger ist Mortensen allerdings die allgemeine Botschaft, die diese Geste vermittelt, nämlich wofür der FC Kopenhagen und der Fussball im Allgemeinen stehen sollten.

"Letztlich geht es um ein Mantra, das wir bei unserem Klub immer und immer wiederholen: Hier ist jeder willkommen." "Es ist uns egal, wen du wählst, wie du aussiehst oder mit wem du schläfst. Wenn du dieses Team unterstützen willst und das auf die richtige Art und Weise tust, werden wir dafür sorgen, dass du dich als Teil der Familie fühlst. Was hier passiert ist, war eine Erinnerung daran, dass nicht nur die lautesten Fans zählen. Es erinnert uns alle daran, das nie zu vergessen."

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