Dienstag 26 April 2016, 08:10

"Der Blue Stars/FIFA Youth Cup ist ein fantastisches Turnier"

Wenn Markus Babbel über den Nachwuchs des FC Luzern spricht, kommt er regelrecht ins Schwärmen. Die Innerschweizer wollen beim diesjährigen Blue Stars/FIFA Youth Cup ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Der 43-jährige Markus Babbel, der 1996 mit Deutschland Europameister wurde und derzeit die Profis des FC Luzern trainiert, hat 1990, 1991 und 1992 mit dem FC Bayern München selber am prestigeträchtigen Turnier teilgenommen. Im Interview spricht Babbel unter anderem über seine Erinnerungen an die Turniere anfangs der 90er-Jahre und die Gefahren bei der Jugendarbeit.

Markus Babbel, Sie als Trainer der 1.Mannschaft des FC Luzern müssten ja eigentlich einen ruhigen Schlaf haben. Im letzten Jahr gewann der FCL etwas überraschend den Blue Stars/FIFA Youth Cup. Dank dieses Erfolges könnte man sagen, dass die Zukunft des FC Luzern rosig aussieht. SindSie gleicher Meinung?Natürlich. Es war ein toller Erfolg der Mannschaft im vergangenen Jahr. Ich habe mich für jeden einzelnen Spieler und für Trainer Gerardo Seoane sehr gefreut. Der Blue Stars/FIFA Youth Cup ist wirklich ein prestigeträchtiges Turnier. Diesen Wettbewerb als kleinen FC Luzern zu gewinnen ist eine fantastische Sache. Es zeigt, dass die Nachwuchsarbeit auf dem richtigen Weg ist bei uns. Wir hoffen ein bisschen alle, dass es der eine oder andere Spieler auch schafft, sich in der 1. Mannschaft zu etablieren. Remo Arnold ist so ein Beispiel. Er ist fest bei uns im Fanionteam und hat auch schon den einen oder anderen Einsatz in der Super League gehabt. Vier bis fünf weitere Spieler aus dieser Siegermannschaft sind immer wieder bei uns im Training. Wir hoffen, dass ihnen der Sprung ins Profilager auch gelingt. Wir glauben und arbeiten gemeinsam daran.

Wenn man die Geschichte des Blue Stars/FIFA Youth Cups genauer anschaut, findet man, dass Markus Babbel drei Mal als junger Spieler dieses Turnier bestritten hat und zwar 1990, 1991 und 1992 und dies immer mit dem FC Bayern München. Was für Erinnerungen haben Sie an damals?So ganz hundertprozentig erinnere ich mich nicht, ist ja auch eine Weile her. Es ist und war auch schon damals ein fantastisches Turnier mit einem stets sehr attraktiven Teilnehmerfeld, was die Namen der Clubs betrifft. Leider konnten wir mit dem FC Bayern München nie das Turnier gewinnen . Das Niveau war exzellent. Schon damals. Es war für uns Spieler stets ein Highlight, wenn wir gegen Teams wie Manchester United, Inter Mailand oder gegen ein brasilianisches Team spielen konnten. Von den Namen her war der Blue Stars/FIFA Youth Cup stets gut besetzt und für uns war es definitiv ein wunderbares Erlebnis, dieses Turnier bestreiten zu dürfen.

Als Spieler ist man noch jung und träumt von der großen Karriere. Solche Turniere ziehen immer wieder viele Talentscouts an. Waren Sie sich damals dessen bewusst und wollten Sie sich deshalb in Zürich besonders in Szene setzen?Nein. Primär willst Du als Spieler einen solchen Wettbewerb gewinnen. Das steht im Mittelpunkt. Wenn man antritt will man gewinnen. Immer! Man hat deshalb immer versucht, seine beste Leistung abzurufen. Mal ist es besser gelungen, mal weniger. Ich habe immer versucht 100 Prozent zu geben. Egal wer mich auf der Tribüne beobachtet hat. Ich wollte mit dem Team gewinnen.

Wie schätzen Sie generell die Entwicklung im Jugendfussball ein? SindSiemit allem einverstanden? Wird zu viel gemacht oder zu wenig für die jungen Spieler?Man muss meiner Meinung nach aufpassen. Ich sehe gerade eine Entwicklung, die ich zum Teil als problematisch empfinde. Nehmen wir das Beispiel der Jugend-Nationalmannschaften. Es sind mittlerweile enorm viele Einsätze für solche jungen Spieler. Der Verein ist das eine und die Aufgebote für eine Jugendauswahl das andere. Man vergisst immer wieder, dass diese Jungs teilweise noch im Schulbetrieb oder sonst in der Ausbildung sind und wegen des Fussballs viel fehlen in ihren Klassen oder in ihren Betrieben. Im Schweizer Fussball hat ein junger, talentierter Spieler schnell mal die Chance, in den Profibetrieb zu kommen. Wenn man nun all diese Faktoren zusammennimmt: Verein, Jugend-Nationalmannschaft, das deutlich härtere Training mit der 1. Mannschaft, Schule und Ausbildung… dann merkt man beim einen oder anderen jungen Spieler doch manchmal Schwankungen in den Leistungen. Dann kommen Verletzungen dazu. Ich frage mich da manchmal, ist das nicht zu viel für einen jungen Fussballer? Man muss da eine gute Balance finden. Und wichtig ist: Die Trainer müssen sich gut austauschen und sich gegenseitig informieren. Man muss den Spieler schützen. Aber keine Frage, heute hat ein junger Spieler viel mehr Möglichkeiten als noch damals zu meiner Junioren-Fussballzeit. Die Ausbildung, die ein Jugendlicher heute im fussballerischen Bereich genießen darf, ist zum Teil auf sehr hohem Niveau.

Die Mission"Titelverteidigung"für den FC Luzern steht an am Blue Stars/FIFA Youth Cup. Werden sie dem Team vor Ort die Daumen drücken?Wenn es terminlich geht, dann werde ich mir ein paar Spiele anschauen. Zürich ist ja von Luzern aus nicht so weit. Ein Besuch am Blue Stars/FIFA Youth Cup lohnt sich immer.