Dede: "Ich möchte Indien helfen, die Welt zu überraschen"

  • Nigerias Fussballlegende Precious Dede trainiert die U-17-Torhüterinnen Indiens

  • Indien ist im November Gastgeber der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft

  • Dede über ihren Einstieg als Trainerin an der Seite der Vaterfigur Thomas Dennerby

Die Aussage "You can’t be what you can’t see" (zu Deutsch "Du kannst nichts sein, was du nicht siehst") ist im Frauenfussball zu einem Mantra geworden. In einer Zeit, in der die Bedeutung sichtbarer Vorbilder immer stärker in den Vordergrund rückt, befinden sich die indischen Nachwuchstorhüterinnen nun in einer beneidenswerten Position.

Schließlich werden die Spielerinnen im Vorfeld der diesjährigen FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft bei jeder Trainingseinheit von einer der besten Torhüterinnen aller Zeiten betreut. Sie alle wissen, dass bei Precious Dede in jedem Wort die Erfahrungen ihrer langjährigen Karriere im Elitefussball mitschwingen.

"Die Mädchen wissen, was ich erreicht habe, und sie schauen zu mir auf", so Dede im Gespräch mit FIFA.com. "Sie passen wirklich genau auf, wenn ich mit ihnen arbeite. Außerdem ist es natürlich hilfreich, dass ich ihnen auf dem Platz zeigen kann, wie sie es machen sollen."

"Vor Kurzem kam eines der Mädchen auf mich zu und fragte: 'Mum – so nennen sie mich – kann ich irgendwann einmal sein wie du?' Ich antwortete: 'Nein, du wirst nicht sein wie ich – du wirst besser sein. Deshalb bin ich hier: um dich auf dieses Niveau zu bringen.'

"Ich wusste schon als Spielerin, dass ich einmal Trainerin werden will. Und zwar nicht nur Trainerin, sondern Torwarttrainerin. Es macht mir wirklich Spaß, gute Leistungen im Tor zu sehen und die Entwicklung junger Torhüterinnen zu verfolgen."

Dedes Spielerinnenkarriere in Zahlen

  • 99 Länderspiele für Nigeria

  • 4 Teilnahmen an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ (2003, 2007, 2011 und 2015)

  • 3 Teilnahmen am Olympischen Fussballturnier (2000, 2004 und 2008)

  • 2 Titelgewinne bei der CAF-Afrikameisterschaft der Frauen (2010 und 2014)

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Dieses jüngste Kapitel in Dedes glanzvoller Karriere sorgte bei einigen für Erstaunen, und zwar nicht etwa wegen ihrer Position als Torwarttrainerin, sondern wegen ihres Einsatzortes. Die meisten Beobachter waren davon ausgegangen, dass die nigerianische Fussballlegende, die ihre Trainerinnenkarriere bei der A-Nationalmannschaft und U-20-Auswahl ihres Heimatlandes begonnen hatte, auch weiterhin die Zukunft der Super Falcons mitgestalten würde.

"Das ist natürlich nicht leicht für mich, denn es ist ein ganz neues Umfeld, und die Kultur und das Essen sind ganz anders als zu Hause. Aber die Inder sind sehr warmherzige und gastfreundliche Menschen und die Spielerinnen machen sehr schnell Fortschritte, weil sie die richtige Einstellung mitbringen und unbedingt etwas lernen wollen. Sie sind natürlich alle noch in der Entwicklung begriffen, aber das Talent ist auf jeden Fall da."

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Der Job hat ihr außerdem die Möglichkeit gegeben, wieder mit einem Trainer zusammenzuarbeiten, vor dem sie höchsten Respekt hat. "Es war eine schöne Überraschung, von Thomas [Dennerby] angerufen zu werden und diesen Job angeboten zu bekommen", so Dede. "Es ist ein großes Kompliment, dass er mich ausgewählt hat, und ich freue mich sehr darüber. Für mich ist er nämlich nicht nur ein Trainer, oder ein Vorgesetzter oder ein Mentor. Er ist wie ein Vater. Ich habe auf und neben dem Platz so viel von ihm gelernt."

Der indische Fussballverband hat mit Dennerby und Dede zwei Spitzenkräfte des Frauenfussballs verpflichtet. Das zeigt, wie ehrgeizig das Land mit Bezug auf die U-17-WM und die generelle Entwicklung der Sportart ist. Laut Dede, die das große Potenzial dieses riesigen Landes und die weltweite Entwicklung hautnah miterlebt, hat der Frauenfussball eine strahlende Zukunft vor sich.

"Der Frauenfussball entwickelt sich sehr schnell, das ist wirklich super", meint sie. "Als ich meinen Durchbruch hatte, war es sehr, sehr schwer für ein junges Mädchen, in den Fussball einzusteigen. Es gab sehr viele Barrieren, insbesondere in bestimmten Teilen der Welt. Doch die Menschen werden jetzt aufgeschlossener. Selbst in 'traditionelleren' Ländern wird es einfacher für Mädchen, ihren Eltern zu sagen, dass sie gern Fussball spielen möchten. Ich glaube, die Spielerinnen meiner Generation haben den Weg dazu geebnet. Im Gegensatz zu uns können die Mädchen sich heute Fussballspielerinnen als Vorbild nehmen und sagen: 'Ich möchte sein wie sie.'

Mit anderen Worten: Sie können etwas sein, weil sie es gesehen haben.

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