Montag 02 August 2021, 11:00

Ganz enge Spiele im Frauen-Halbfinale

  • Kanada schaltet die USA mit 1:0 aus

  • Fleming trifft per Strafstoß

  • Schweden setzt sich ebenfalls mit einem einzigen Treffer gegen Australien durch

Die zwei Halbfinal-Begegnungen des Olympischen Fussballturniers der Frauen lebten vor allem von der Spannung, denn beide wurden durch einen einzigen Treffer entschieden.

Zuerst konnte Kanada Revanche für 2012 nehmen und den amtierenden Weltmeister USA durch einen von Jessie Fleming verwandelten Elfmeter ausschalten, so dass wir nach den USA, Norwegen und Deutschland definitiv einen neuen Olympiasieger sehen werden.

Endspielgegner für Kanada werden die Schwedinnen sein, für die Fridolina Rolfö nach Wiederanpfiff das einzige Tor des Tages erzielte.

Ergebnisse

Die Neuauflage des legendären Halbfinales von 2012, als sich die USA mit 4:3 nach Verlängerung durchsetzten und dann Gold holten, war von Anfang an ein vorsichtiges Spiel, in dem beide Seiten darum bemüht waren, erst einmal defensiv sicher zu stehen. Nach einer halben Stunde musste die US-Torhüterin Alyssa Naeher verletzt vom Feld - für sie kam Adrianna Franch.

Beide Teams taten sich über die gesamte Spielzeit schwer damit, klare Torchancen herauszuspielen, doch als Tierna Davidson im Strafraum die eingewechselte Deanne Rose foulte, gab es nach VAR-Konsultation Strafstoß. Jessie Fleming verwandelte ins rechte Eck und die USA ließen es an einer echten Schlussoffensive mangeln.

Auch hier verlief die erste Halbzeit sehr abtastend, ehe sich Fridolina Rolfö nach 23 Minuten ein Herz fasste und per Fernschuss die australische Latte traf. Kurz vor der Pause wurde Hedvig Lindahl bei einem Freistoß von Alanna Kennedy erstmals gefordert, bevor ein Sam-Kerr-Kopfball knapp am Pfosten vorbei strich.

Direkt nach Wiederanpfiff sollte das einzige Tor dieser Partie fallen, als Rolfö nach einem nicht ausreichend geklärten langen Ball aus kurzer Distanz vollstreckte. Australien drängte zwar noch einmal auf den Ausgleich und hatte ordentliche Gelegenheiten durch Kerr (55.) und Steph Catley, aber die ganz große Chance war nicht mehr dabei. Die bis dahin blasse Stina Blackstenius vergab in der Nachspielzeit eine riesige Möglichkeit zur Entscheidung. Ellie Carpenter musste dann für eine Notbremse sogar noch mit Rot vom Platz.

Denkwürdige Momente

Keine Naeher, kein gehaltener Strafstoß Nach 30 gespielten Minuten musste Alyssa Naeher, die im Viertelfinale gegen die Niederlande mit drei gehaltenen Elfmetern die Heldin des Spiels war, verletzt das Feld räumen und wurde durch Adrianna Franch ersetzt. Franch bestritt somit heute ihr siebtes Länderspiel – allerdings das erste bei einem Wettbewerb. Es mag etwas unfair sein, diese Gedanken anzustellen – denn Franch machte keinen Fehler und war beim spielentscheidenden Elfmeter von Jessie Fleming sogar in der richtigen Ecke. Doch erlaubt ist der Gedanke trotzdem: Wäre Naeher vielleicht erneut zur Elfmetertöterin avanciert? Wäre Jessie Fleming im Wissen um das letzte Spiel vielleicht nervöser gewesen, hätte sie gegen die Nummer eins der USA antreten müssen?

FIFA COVERAGE - USA v Canada: Women's Football Semifinal - Olympics: Day 10

Missglücktes Jubiläum I Carli Lloyd bestritt heute ihr 311. Länderspiel und zog damit mit Christie Rampone als Spielerin mit den zweitmeisten Länderspielen aller Zeiten gleich. Da auch Christine Sinclair spielte, standen erstmals überhaupt zwei Spielerinnen mit jeweils 300 Länderspielen oder mehr auf dem Spielfeld. "Sie ist eine der größten Spielerinnen, die je dieses Trikot getragen haben. Es waren vielleicht, wer weiß es schon, ihre letzten Olympischen Spiele", sagte Megan Rapinoe nach dem Abpfiff. "Wir wollen natürlich jedem den bestmöglichen Abschied bieten, aber heute ist uns das nicht gelungen."

Historischer Erfolg Man spricht im Fussball ja gerne einmal von historischen Ereignissen - heute allerdings ist das durchaus angebracht: Kanadas Erfolg gegen die USA war der erste Sieg gegen den großen Nachbarn seit 2001 - und erst der vierte überhaupt in 62 Länderspielen.

Missglücktes Jubiläum II Auch bei Australien gab es zwei Jubilarinnen: Kyah Simon erreichte gegen Schweden als neunte Australierin und erste Spielerin mit indigenen Wurzeln die magische Marke von 100 Länderspielen. Ellie Carpenter kam dazu im Alter von gerade einmal 21 Jahren zu ihrem 50. Länderspiel für die Matildas. In guter Erinnerung wird sie es nicht nur aufgrund der Niederlage nicht behalten, denn direkt vor dem Abpfiff erhielt sie aufgrund einer Notbremse noch glatt Rot.

Beeindruckende schwedische Serie Vor dem Endspiel gegen Kanada können die Schwedinnen, die alle Spiele bei diesem Olympischen Fussballturnier innerhalb der regulären Spielzeit zu ihren Gunsten entschieden, auf eine beeindruckende Serie zurückschauen: Mittlerweile sind die Blagult in den letzten 17 Länderspielen ungeschlagen, davon konnten 14 gewonnen werden. Außerdem spielte man gegen Australien zum elften Mal in diesen 17 Partien zu Null. Die letzte Niederlage kassierte man im März 2020 gegen Nachbar Dänemark.

Statistik

20 Jahre ist es her, dass Kanadas Frauen zuletzt gegen die USA gewinnen konnten. Es war überhaupt erst der vierte Siege im 62. Länderspiel gegen den großen Nachbarn aus dem Süden.

Zitat

"Christine [Sinclair] hat den Ball nur genommen, um ihn von den US-Spielerinnen fernzuhalten und ihn mir zu geben. Ich hatte das Selbstvertrauen und habe mich auf den Schuss konzentriert. Ich wusste seit gestern, dass ich diesen Elfmeter schießen würde und ich wusste genau, wie ich ihn schießen würde." Kanadas Strafstoßschützin Jessie Fleming

Begegnungen

Spiel um die Goldmedaille 6. August, 11:00 Ortszeit (04:00 MESZ) Schweden - Kanada Olympia-Stadion Tokio Spiel um die Bronzemedaille 5. August, 17:00 Ortszeit (10:00 MESZ) Australien - USA International Stadium Yokohama