Mittwoch 04 August 2021, 00:26

Eriksson: "Pernille ist ein wichtiger Grund dafür, dass ich so weit gekommen bin"

  • Magdalena Eriksson war eine Schlüsselspielerin bei Schwedens Sturmlauf bis ins Spiel um die Goldmedaille

  • Sie nutzt die bittere Champions-League-Finalniederlage mit Chelsea als Motivation für Tokio 2020

  • Eriksson spricht auch über den Einfluss ihrer Partnerin Pernille Harder und ihre Pläne, nach Japan zurückzukehren

Eine Geschichte ist immer nur so gut wie ihr Ende, und obwohl Magdalena Eriksson eine begeisterte Leserin ist, war es eine schmerzhafte Erfahrung im Fussball, die ihr diese Lektion vermittelt hat.

Die schwedische Stammspielerin kam in Japan an, nachdem sie als Spielführerin des FC Chelsea eine bemerkenswerte, rekordverdächtige Saison gespielt hatte, in der ihr Team den englischen Meistertitel verteidigte und das Finale der UEFA Champions League der Frauen erreichte. Doch der Traum vom Gewinn der europäischen Königsklasse endete in einem Albtraum: Vier frühe Barça-Tore sorgten für eine demütigende Niederlage und beendeten eine denkwürdige Saison mit einer bitteren Niederlage.

Eriksson ist sich daher bewusst, dass Schwedens Vorstoß bis ins Finale - so beeindruckend er auch war - letztlich enorm geschmälert wird, wenn sie im entscheidenden Moment erneut scheitern sollte.

"Die Niederlage im Champions-League-Finale ist bei diesem Turnier meine große Motivation", sagte sie gegenüber FIFA.com. "Ich nutze die große Enttäuschung aus diesem Spiel, um mich noch ein bisschen mehr zu motivieren. Es war herzzerreißend, dass diese so gute Saison so zu Ende ging.

Aber man lernt aus diesen harten Erfahrungen, und ich freue mich riesig, nun schon wieder in einem großen Finale zu stehen. Das ist eine weitere Chance, etwas Besonderes zu erreichen."

Magdalena Eriksson (16 Chelsea) dejected after her team s loss after the UEFA Womens Champions League FINAL 2021 between Chelsea FC and FC Barcelona

Ein vakanter Thron

Das siegreiche Team gewinnt nicht nur die Goldmedaille, sondern auch einen Platz in der olympischen Fussballgeschichte. Schließlich haben bisher nur drei Nationen dieses Turnier gewinnen können, und weder Schweden noch Kanada gehören zu dieser exklusiven Liste. Die USA gewannen vier der bisherigen sechs Auflagen des Wettbewerbs. Doch trotz der bisherigen Dominanz der Amerikanerinnen im Frauenfussball war Eriksson nicht schockiert über deren Halbfinalniederlage.

"Ich habe es irgendwie kommen sehen, ich glaube, das haben viele Mädchen in unserem Team auch", sagte die Verteidigerin, die Schweden zu einem 3:0-Auftaktsieg gegen die Amerikanerinnen verholfen hatte. "Kanada ähnelt uns sehr. Auch die Kanadierinnen sind eine verschworene Einheit, stark und als Gruppe vereint. Sie sind wirklich schwer zu knacken, und diese defensive Stabilität ist bei einem solchen Turnier sehr wichtig.

Die USA sind natürlich immer noch ein großartiges Team, und es ist nur ein Turnier, daher glaube ich nicht, dass es bereits eine dauerhafte Machtverschiebung gegeben hat. Aber die Dinge könnten sich ändern, und ich glaube, dass es für sie schwerer wird, sich an der Spitze zu behaupten. Der Fussball in Europa entwickelt sich enorm schnell, und er wird immer stärker. Es gibt europäische Mannschaften, die sich noch nicht einmal qualifiziert haben - Frankreich, Deutschland - die um Gold spielen würden, wenn sie hier dabei wären."

Härter ohne Harder

Die Deutschen, die 2016 noch die Goldmedaille gewannen, verdanken ihr Fehlen ausgerechnet den Schwedinnen, gegen die sie im Viertelfinale der FIFA Frauen-WM 2019™ mit 1:2 ausschieden. Auch Kanada schied in Frankreich gegen Eriksson und Co. aus, und nach dem Sieg gegen den Finalgegner vom Freitag wurde die Innenverteidigerin ungewollt zu einem Star in den Sozialen Medien.

Als ein inzwischen berühmtes Foto eines Kusses mit Pernille Harder nach dem Spiel viral ging, rückte es die Beziehung der beiden ins Rampenlicht und die Frauen selbst in die Rolle von LGBTQ+-Aktivistinnen. In Tokio gibt es jedoch keine solch zärtlichen Momente, denn Familie, Freunde und Fans fehlen - und werden bei den ansonsten hervorragenden Spielen schmerzlich vermisst.

"Das ist das Einzige, was ich hier bedauere: dass keine Fans dabei sind und ich diese fantastischen Momente nicht mit Menschen teilen kann, die ich liebe", sagte Eriksson. "Aber ob sie nun persönlich bei mir ist oder nicht, Pernille ist immer eine wichtige Stütze für mich. Ich lade meine Emotionen ständig bei ihr ab, und das Tolle an ihr ist, dass sie genau weiß, was ich durchmache, weil sie es selbst auch erlebt hat: die Erwartungen, den Druck und all die anderen Dinge und Herausforderungen, die auf einen zukommen.

Sie ist eine großartige und überaus hilfreiche Gesprächspartnerin, und es hilft mir sehr, dass sie nicht mit unserer Gruppe verbunden ist, so dass ich ihr alles sagen kann. Sie ist ein wichtiger Grund dafür, dass ich in meiner Karriere so weit gekommen bin."

Glückliche Rückkehr?

Auch Pernille Harder bedauert ihr Fehlen in Tokio, nachdem sie gegenüber FIFA.com erklärt hat, wie sehr sie es genossen hat, Erikssons Abenteuer in Frankreich zu verfolgen. Doch die Dänin in Diensten von Chelsea will schon bald selbst nach Japan reisen, denn die Frustration ihrer Partnerin, das Land nur mit Abstand zu bewundern, hat einen klaren Plan reifen lassen. "Ich werde auf jeden Fall nach Japan zurückkommen, wenn COVID kein Faktor mehr ist", erklärte Eriksson. "Ich liebe die japanische Kultur und das Essen, und die Menschen hier sind unglaublich - so freundlich, so nett.

Wir können zwar sehen, wie erstaunlich und schön das Land ist, doch wir können nicht einfach rausgehen und das alles hautnah erleben. Daher werde ich auf jeden Fall zurückkommen, um hier Urlaub zu machen. Die jetzige Erfahrung hat nur meine Entschlossenheit gesteigert, das zu tun, sobald ich kann."

Und wer weiß... Vielleicht kann sie die Schönheiten Japans mit einer Pilgerreise zu dem Ort verbinden, an dem sie - und Schweden - ihr erstes Gold bei einem globalen Turnier gewonnen haben. Für Eriksson ist ein anderes Resultat kaum denkbar.

"Dieses Mal geben wir uns nicht damit zufrieden, dass wir das Finale erreicht haben", sagte sie. "Für uns muss es Gold sein, und wir scheuen uns nicht, das offen zu sagen. Diese Einstellung haben wir schon während des gesamten Turniers, und ich denke, das war auch zu sehen."

Schweden ist das einzige Team bei diesem Turnier, das fünf Siege aus fünf Spielen holte und beide K.-o.-Spiele in 90 Minuten absolvierte. Besser könnte es für die Skandinavierinnen gar nicht laufen. Ein Platz in den Geschichtsbüchern und ein Happy End in Tokio 2020 sind nur noch einen einzigen Schritt entfernt.