Mittwoch 11 Oktober 2017, 07:29

Cushing: "Lloyd engagiert sich für ihre Teamkameradinnen"

  • Carli Lloyd ist für die Auszeichnung zur The Best – FIFA-Weltfussballerin 2017 nominiert

  • Die Weltfussballerin 2016 spielte vier Monate auf Leihbasis für Manchester City und gewann den FA Cup

  • Blues-Trainer Nick Cushing über Lloyds Einfluss beim WSL-Klub

Carli Lloyd konnte im Laufe ihrer herausragenden Karriere bereits Riesenerfolge verbuchen, beispielsweise einen Titelgewinn bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™, zwei Olympische Goldmedaillen und zwei Auszeichnungen als Weltfussballerin des Jahres. Mittlerweile ist sie 35 und damit in einem Alter angekommen, in dem sich bei vielen die Spielerinnenkarriere langsam dem Ende zuneigt. Lloyd ist jedoch weiterhin mit vollem Einsatz bei der Sache, und ihr Siegeswille scheint keinen Deut nachzulassen.

Im Februar 2017 hat die U.S.-Nationalspielerin, Finalistin der Wahl zur The Best – FIFA-Weltfussballerin 2017 und Gewinnerin der letztjährigen Auszeichnung ihre Komfortzone verlassen und den Sprung über den "großen Teich" gewagt. Auf Leihbasis wechselte Sie zu Manchester City in der englischen Women’s Super League und wurde dort ihrem Ruf als Spielerin für die ganz großen Gelegenheiten erneut gerecht. Sie konnte im Viertelfinale und Halbfinale der UEFA Champions League jeweils Treffer verbuchen und beförderte die Kugel auch beim FA-Cup-Triumph der Blues ins Netz. 35.000 Zuschauer waren zu diesem Anlass ins Wembley-Stadion geströmt.

"All unsere Spielerinnen bei Man City wollen wirklich hart trainieren. Das sorgt für ein Umfeld, was man sonst fast nirgendwo findet", so Nick Cushing, Trainer von Manchester City Women, im Gespräch mit FIFA.com. "Carli musste nichts mehr lernen, um dazu zu gehören. Sie kam mit dem festen Wunsch hierher, die Beste zu sein und zu gewinnen, und zwar sowohl auf individueller Ebene als auch als Teil der Mannschaft."

"Sie trainiert jeden Tag extrem hart und manchmal mussten wir sie gewaltsam vom Trainingsplatz zerren! Es war wirklich erfrischend, eine Spielerin kennen zu lernen, deren Erfolgshunger und Antrieb ungebrochen sind, obwohl sie in ihrer Karriere schon so viel erreicht hat."

Lloyd ist eine Spielerin, die für ihre untadelige Arbeitsmoral bekannt ist, sei es nun auf dem Trainingsplatz oder in einem Pokalfinale. Daher war es für Cushing, der Lloyd während ihres viermonatigen Intermezzos bei City trainierte, auch keine große Überraschung, als er ihr unbändiges Streben nach Erfolg und ihre Fähigkeit, den Spielverlauf auf den Kopf zu stellen, aus erster Hand miterlebte.

"Auf dem Platz überzeugt sie vor allem mit ihrer Torgefährlichkeit und ihren Vorbereiterqualitäten", so Cushing. "An ihre Schnelligkeit und Durchschlagskraft kommt im Fussball kaum jemand heran. Aber die Hingabe und Einsatzbereitschaft, die sie abseits des Spielfelds an den Tag legt, um sich zu verbessern, und die Intensität, mit der sie trainiert, habe ich so noch nie gesehen. Sie war gern hier , weil wir auf einem Niveau trainieren, das ihren Vorstellungen von der Trainingsintensität entspricht."

Ruhm und Ehre in Wembley Einer der denkwürdigsten Augenblicke, auf die Lloyd im Jahr 2017 zurückblicken kann, ereignete sich am Schauplatz eines der besten Spiele, die sie für die Nationalmannschaft der USA absolviert hat. Im Finale des Olympischen Fussballturniers der Frauen 2012 traten die USA gegen Japan an, und die aus New Jersey stammende Spielerin sicherte den USA mit ihrem Doppelpack die Goldmedaille. Daher passte es ins Bild, dass Lloyd ihren Namen bei ihrer Rückkehr ins Wembley-Stadion fünf Jahre später erneut auf die Torschützinnenliste setzte. Mit ihrem Treffer verhalf sie den Blues zum ersten Titelgewinn im FA Cup.

"Sie wächst bei solchen Anlässen über sich hinaus, und mit ihrer großen Motivation und ihrem Antrieb hilft sie auch den anderen Spielerinnen", erklärt Cushing.

Lloyd ist im Juni zu ihrem Stammklub Houston Dash zurückgekehrt. Bei City ist sie nicht nur deshalb sehr positiv in Erinnerung geblieben, weil sie Verantwortung übernimmt und sich Drucksituationen gewachsen zeigt. Sie will nämlich nicht nur selbst die Beste sein, sondern unterstützt ihre Teamkameradinnen auch tatkräftig bei deren Entwicklung. Das gilt insbesondere für die jüngeren Spielerinnen. Für sie ist es ein Privileg, von einer so ungemein erfahrenen Spielerin unter die Fittiche genommen zu werden.

"Sie engagiert sich, um die jüngeren Spielerinnen um sie herum voranzubringen, wenn sie Bereiche entdeckt, in denen sie sich verbessern können – auf dem Platz und abseits davon", meint Cushing.

"Sie hat in Bezug auf ihre Einsatzbereitschaft, ihren Antrieb und ihre Entschlossenheit definitiv Spuren hinterlassen. Außerdem hat sie gezeigt, dass dieser Sport ein Mannschaftssport ist und dass man auch dann noch mannschaftsdienlich spielen muss, wenn man ganz oben steht und zu den Besten gehört."

"Sie hat mit ihrer Einstellung, ihrem Verhalten und ihrer Arbeitsmoral jeden Tag vielen Spielerinnen die Augen geöffnet. Ich glaube, dadurch investieren sie nun wesentlich mehr in ihr Verhalten auf dem Spielfeld und abseits davon. Wir werden uns dies zunutze machen, wenn wir versuchen, das beste Team zu werden."