Montag 08 März 2021, 09:49

Cook: "Seid Ihr selbst und schreckt nicht vor Herausforderungen zurück"

  • Joyce Cook sprach zum Weltfrauentag mit FIFA.com

  • Cook ist eine von vier Frauen in der Verbandsführung der FIFA

  • Die FIFA ist fest entschlossen, den Fussball als Plattform zu nutzen, um die Gesellschaft positiv zu beeinflussen, so Cook

Joyce Cook ist Leiterin der FIFA-Abteilung für Soziale Verantwortung und Ausbildung und eine führende Stimme für die LGBTIQ+- und Behinderten-Community sowie eine leidenschaftliche Verfechterin der Gleichberechtigung im Sport und in der Gesellschaft insgesamt.

Seitdem sie 2016 zur FIFA kam, spielt Cook eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des FIFA Entwicklungsprogramms FORWARD, aber auch bei anderen Initiativen der FIFA in den Bereichen Schutz, Menschenrechte sowie Vielfalt und Inklusion.

Im Rahmen unserer Serie zum Weltfrauentag 2021 hat sich FIFA.com mit Cook zusammengesetzt, um mehr über die Erfahrungen und Erkenntnisse aus ihrer fast 20-jährigen Karriere im Sport und in der Interessenvertretung zu erfahren und sich über die Schritte zu informieren, die die FIFA unternimmt, um Vielfalt und Inklusion sowie den Schutz im Fussball zu fördern.

Sie machen eine überaus erfolgreiche und abwechslungsreiche Karriere, unterstützen unzählige NGOs und setzen sich für Gleichberechtigung innerhalb und außerhalb des Sports ein. Wie ist Ihr Weg verlaufen und wer hat Sie während Ihrer Karriere inspiriert?

Ich begann meine Karriere im Bereich der Mikrobiologie, in der Krankenpflege und dann im medizinischen Vertrieb. In den frühen 2000er Jahren begann ich, aktiv in der Fussballbranche zu arbeiten, zunächst bei der Verbesserung der Barrierefreiheit in Fußballstadien und dann gefolgt von anderen Bereichen der Interessenvertretung, darunter Antidiskriminierung und Gleichberechtigung. Ich bin leidenschaftlicher Fussballfan besuche seit Langem regelmäßig Spiele.

Was meine Inspirationen angeht, so gab es im Laufe meiner Karriere sehr viele Frauen. Zwei historische Frauen, zu denen ich aufblicke, sind Florence Nightingale und Rosa May Billinghurst. Beide waren unglaublich leidenschaftliche Frauen, die bahnbrechend waren in Bezug auf das, was sie auf dem Gebiet der Krankenpflege und der Frauenrechte taten und wie sie die Welt zum Besseren veränderten.

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Seitdem Sie 2016 zur FIFA kamen, haben Sie mit zahlreichen Organisationen in der Fussballszene zusammengearbeitet, darunter Mitgliedsverbände, NGOs und führende Politiker im Sport und darüber hinaus. Welchen Ansatz verfolgt die FIFA in den Bereichen Vielfalt und Inklusion?

Vielfalt und Inklusion sind für die FIFA überaus wichtige Themen. Wir sind fest entschlossen, den Dialog zu fördern und schätzen die einzigartige Plattform, die der Fussball bietet, um Menschen zu erreichen. Insbesondere bieten wir Programme an, die nicht nur darauf abzielen, das Bewusstsein zu schärfen und ein besseres Verständnis für wichtige soziale Themen zu fördern, sondern dabei den einzigartigen Einfluss und die Reichweite des Fussballs nutzen, um Menschen auf positive Weise einzubinden. Ein aktuelles Beispiel ist die Kampagne #SafeHome im Kampf gegen häusliche Gewalt. Die FIFA entwickelt außerdem zu ihren Turnieren in Zusammenarbeit mit den Gastgeberländern besondere Initiativen und Kampagnen zu bestimmten Themen.

Unsere Zusammenarbeit mit dem Obersten Rat für Organisation und Nachhaltigkeit zum Schutz der Arbeiterrechte sowie Schulungsprogramme gegen Diskriminierung und mehrere Initiativen für Vielfalt und Inklusion für die FIFA Fussball-WM in Katar im kommenden Jahr sind weitere Beispiele.

Im Rahmen ihrer Gesamtvision unterstützt die FIFA darüber hinaus verschiedene Entwicklungs- und Führungsprogramme für Frauen im Fussball und organisiert internationale Initiativen wie das FIFA Frauennetzwerk zur Unterstützung und Ausbildung von weiblichem Personal.

Wir sind uns dabei sehr bewusst, dass es auch im Fussball große Herausforderungen gibt und er keineswegs immun gegen Probleme in der Gesellschaft an sich ist. Ein wichtiger Teil meiner Aufgabe besteht in der Entwicklung von Programmen und Initiativen, die helfen, diese Probleme anzugehen. Die FIFA ist offen und entschlossen, wichtigen Interessengruppen und anderen Experten zuzuhören und sich mit ihnen auszutauschen, um herauszufinden, wie wir die Bewusstseinsbildung auf breiterer Ebene unterstützen können, z.B. durch die Beteiligung an der jüngsten Kampagne #ActTogether zur Förderung des gleichberechtigten Zugangs zu Impfstoffen.

Die FIFA hat zudem wichtige Schritte im Bereich der Schutzmaßnahmen getroffen, nämlich mit ihrem Programm FIFA Guardians. Wie wichtig wird dieser Bereich in den kommenden Jahren für den Fussball sein?

Kinderschutz ist ein weiterer Bereich, in dem die FIFA eine starke Führungsposition einnimmt und den wir überaus ernst nehmen.

Im Rahmen des FIFA Guardians-Programms - und des Toolkits, das die FIFA im Juli 2019 eingeführt hat - sowie in Zusammenarbeit mit der Open University haben wir ein wichtiges neues Bildungsprogramm zum Thema Kinderschutz gestartet - nämlich FIFA Guardians Safeguarding in Sport, das die Rolle des Kinderschutzbeauftragten professionalisieren und Kapazitäten zum Thema Kinderschutz im gesamten Fussball, insbesondere in unseren 211 Mitgliedsverbänden, ausbilden und aufbauen soll.

Die bisherige Resonanz ist äußerst positiv. Fast 800 Teilnehmer haben sich für den ersten Kurs angemeldet, das erste Webinar fand letzten Monat statt. Schutzmaßnahmen sind ein Bereich im Fussball, in dem unserer Meinung nach noch sehr viel mehr getan werden kann. Es ist absolut notwendig, dass die Organisationen im Fussball, insbesondere die Mitgliedsverbände bis hin zu den Vereinen an der Basis, dieses Thema ernst nehmen und angemessene Schutzmaßnahmen ergreifen, um Kinder und schutzbedürftige Erwachsene vor Belästigung und Missbrauch zu schützen.

Bei der FIFA investieren wir auch weiterhin in langfristige Programme und entwickeln sie unter dieser Prämisse weiter. Und wir stärken die bestehenden Meldestrukturen und Verfahren.

In Kürze werden wir auch ein spezielles Sicherheitsprogramm für FIFA-Wettbewerbe einführen. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass Kinder und Erwachsene in einer sicheren Umgebung Fussball spielen und Hilfe und Unterstützung suchen können, wenn es zu Vorfällen kommt.

Zum Abschluss noch diese Frage: Das diesjährige Thema des Weltfrauentages lautet #ChooseToChallenge. Wie lautet Ihre Botschaft an den Fussball und an Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt?

Ich denke, meine #choosetochallenge-Botschaft zum Weltfrauentag an andere Frauen und Mädchen wäre, jeden Schritt als eine Gelegenheit zu sehen, mehr zu lernen, dem eigenen Instinkt zu vertrauen und keine Angst zu haben. Seid Ihr selbst und schreckt nicht vor Herausforderungen zurück. Denn es ist Euer grundlegendes Recht, genau das zu tun.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die dem Frauenfussball und Frauen im Fussball gewidmet ist, und wurde anlässlich des Weltfrauentages 2021 verfasst. Weitere Informationen zur Frauenfussballstrategie der FIFA und Förderprogrammen sowie weitere Artikel wie diesen finden Sie hier.