Donnerstag 23 Juni 2022, 22:00

Chua schreibt mit den Seychellen Geschichte

  • Die Seychellen sind erstmals in der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste vertreten

  • Nationaltrainerin Angeline Chua erklärt, wie dies geschafft wurde

  • "Es ist ein besonderer Moment für die Spielerinnen"

Vor genau einer Woche wurde die neue FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste veröffentlicht. Gleich drei neue Teams sind dort zu finden, die die Anzahl der vertretenen Nationalmannschaften auf einen neuen Rekordwert von 181 anhoben. Eines davon ist die Frauen-Nationalmannschaft der Seychellen, die auf Platz 160 zu finden ist. "Das ist wirklich positiv für den Fussballverband, denn es bedeutet eine Verdopplung der Berichterstattung über den Frauen- und Jugendfussball (Mädchen und Jungen)", freut sich Angelina Chua, Nationaltrainerin der Seychellen, im Interview mit FIFA.com. "Es ist ein besonderer Moment für die Spielerinnen, vor allem für die ältere Generation. Sie spielen schon sehr lange, und wenn sie zum ersten Mal auf einer Rangliste stehen, stärkt das ihr Selbstvertrauen." Chua, die sich selbst als "eine Spielerin der älteren Generation" bezeichnet, stand zwischen 2002 und 2019 für die Frauen-Nationalmannschaft Singapurs (derzeit Platz 132) auf dem Feld und betreute im Anschluss die U-14- und U-15-Mädchen-Nationalmannschaft ihres Heimatlandes.

"Ich stamme aus Singapur und wir sind seit meiner Zeit in der Nationalmannschaft in der Rangliste vertreten - es war also nichts Neues für mich", so Chua, die im April 2021 den Posten als Nationaltrainerin der Seychellen übernommen hatte. Doch wie genau wurde der Sprung in die Weltrangliste geschafft? "Ich wollte herausfinden, was man tun muss, um in die Rangliste aufgenommen zu werden, und begann zu googeln. Ich konnte aber nichts finden und habe eine Mail an die FIFA gesendet", erzählt sie mit einem leichten Schmunzeln.

"Mir wurde ein Bericht über die Seychellen geschickt und erklärt, was getan werden muss, um in die Rangliste aufgenommen zu werden. Als nicht klassifiziertes Team muss man fünf Spiele gegen klassifizierte Teams bestreiten. Wir haben das Glück, dass wir gefördert werden. Das bedeutet, dass wir während des FIFA-Fensters gegen eine Mannschaft spielen können, die uns vom Leistungsniveau her nähersteht. Unser Ansatz ist es, in einem FIFA-Fenster zu spielen."

Ich finde es fantastisch, dass wir mit 181 Verbänden eine neue Zahl erreicht haben. Es ist toll zu sehen, wie sich das Spiel auf der ganzen Welt verbreitet, denn es ist ein so einflussreicher Sport.

Heather O'Reilly, 231-fache US-Nationalspielerin
Heather O'Reilly, 231-fache US-Nationalspielerin

Als besonders wichtig bezeichnet die 33-Jährige die Sichtbarkeit eines kleinen Landes wie den Seychellen. Mehr Sichtbarkeit bedeutet mehr Aufmerksamkeit. Die internationale Bühne gibt den Spielerinnen darüber hinaus nicht nur die Möglichkeit sich mit den Besten ihres Fachs zu messen, sondern auch selbst aufzufallen. "Der Fussball ist für alle da und gibt jedem Talent eine Chance. Es spielt keine Rolle, woher du kommst, ob es sich um eine kleine oder eine große Nation handelt. Jeder sollte die gleiche Chance auf Erfolg haben. Das ist eine ideale Situation in dieser Hinsicht", ist sich Chua sicher.

Neben dem Training auf dem Platz arbeitet die gebürtige Singapurerin an der Entwicklung eines langfristigen Strategieplans für den Mädchen- und Frauenfussball und dessen Umsetzung. Ihr Ziel: Die Leistung des Teams in einem ganzheitlichen Ansatz zu optimieren und dabei objektives Fussballwissen zu vermitteln. "Beständigkeit ist das Wichtigste. Unsere langfristige Strategie ist es, eine erfolgreiche Nationalmannschaft aufzubauen, die Sichtbarkeit zu erhöhen und ein positives Image für den Frauenfussball zu schaffen", beschreibt Chua. "Es ist nicht selbstverständlich, dass man ein positives Image hat, wenn man Fussball spielt. Wenn man als Frau Fussball spielt, ist man immer noch mit einigen Stereotypen konfrontiert."

Bei der Umsetzung dieses Ziels sollen ihr die Erfahrungen helfen, die sie als Spielerin und Trainerin während des Women's Assistance Programme (WAP) der Asiatischen Fussballkonföderation (AFC) sammeln konnte. "In Singapur haben die Trainerinnen angefangen zu lernen und das Wissen zu übernehmen. Ich habe nie aufgehört zu lernen, nachdem ich 2016 all diese Konzepte kannte. Ich wünsche mir das Gleiche für die Seychellen, dass man den Frauenfussball weiterentwickelt und das neue Wissen umsetzt".