Mittwoch 19 Oktober 2016, 09:09

Burger: "Wir wollen eine nicht unbedeutende Rolle spielen"

Das Jahr 2016 scheint bis jetzt ein wirklich gutes Jahr für die Österreicherin Nina Burger zu sein. Im April dieses Jahres feierte sie mit der Nationalmannschaft beim Zypern Cup den Turniersieg - und das gleich beim Debüt. Doch die absolute Krönung sollte erst noch folgen.

Mit jeder Menge getanktem Selbstvertrauen gingen Burger und ihre Mannschaftskolleginnen in die heiße Phase der Qualifikation für die UEFA Women's EURO 2017 in den Niederlanden und brachten am letzten Spieltag mit einem torlosen Remis gegen Wales die erstmalige Teilnahme an einem großen Turnier unter Dach und Fach. Zuvor hatte es Österreich nie geschafft, eine Endrunde zu erreichen. Weder bei einer FIFA Frauen-WM, EM oder einem Olympischen Fussballturnier für Frauen. Kein Wunder, dass es für Burger "ein Wahnsinnsgefühl" war, als ihr klar wurde, was sie gerade mit ihrem Team vollbracht hatte.

"Vor fünf, sechs Jahren war eine Qualifikation für eine Endrunde noch in ganz weiter Ferne, war wirklich ein großer Traum. In den letzten Jahren ist es dann immer mehr zu einem Ziel geworden, und dass wir es jetzt wirklich geschafft haben und Geschichte schreiben, ist ein Riesenerfolg und wir sind stolz darauf. Die Vorfreude ist bereits riesengroß", erklärt die in Tulln an der Donau geborene Stürmerin im exklusiven Interview mit FIFA.com.

Mehr Tore als Toni Polster Die Qualifikation schlossen die ÖFB-Frauen nach fünf Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage auf Platz zwei ab. Mit acht erzielten Treffern avancierte Burger zur besten Torschützin im Dress ihres Heimatlandes und hatte großen Anteil am Erfolg. Sie erhöhte ihre Ausbeute auf insgesamt 45 und löste damit Toni Polster als Rekordhalter ab, der auf 44 Treffer kommt. "Das hat für mich nicht so eine Riesenbedeutung. Mir ist nur wichtig, dass meine Tore dem Team helfen", zeigt sich die 28-Jährige, die seit ihrem achten Lebensjahr Vereinsfussball spielt, bescheiden.

Dass sich Österreich derzeit so stark präsentiert, kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis langjähriger Arbeit. "Wir haben uns in den letzten Jahren, vor allem Dank unseres Teamchefs Dominik Thalhammer sehr viel weiterentwickelt. Wir sind einen Prozess eingegangen und haben uns in einzelnen Bereichen immer wieder verbessert. Wir haben starke Spielerinnen, funktionieren im Team einfach gut und wollen uns keine Grenzen setzen. Deshalb sind wir immer hungrig", analysiert Burger, um anschließend hinzuzufügen:  "Aber es gibt noch einiges zu tun, vor allem im Ligafussball. Der Großteil unseres Nationalteams sind Legionärinnen, die in einer starken Liga im Ausland spielen. Das ist ein Mitgrund für die starke Entwicklung unseres Nationalteams."

"Dass wir bei der EM dabei sind, ist vielleicht ein Aufschwung. Spätestens bei der Endrunde bekommt der Frauenfussball in Österreich vermutlich mehr Präsenz, wird es doch medial etwas mehr aufbereitet. Und mehr Mädchen entscheiden, dass sie auch spielen wollen, was die Breite wachsen lässt. Gut für die Entwicklung wäre auch, wenn mehrere bekannte Männerfussballvereine wie Rapid Wien Frauenteams führen."

Der Olympiasieger wartet Burger, die ihr Debüt im A-Team im zarten Alter von 17 Jahren im Spiel gegen England feierte, sieht auch in der Nachwuchsarbeit einen Faktor für den Aufwärtstrend der weiblichen Seite des Sports, wenn auch mit Luft nach oben. "Da hat sich einiges getan. Angefangen mit unserem Nationalen Zentrum für Frauenfussball, das 2011 die Arbeit aufgenommen hat. Einige Spielerinnen haben es bereits in den A-Kader geschafft. Man merkt, dass die Ausbildung viel früher beginnt und die Spielerinnen eine sehr gute Ausbildung bekommen. Das macht sich bemerkbar. Auch die U-17 oder U-19 haben es schon einmal zu einer EM geschafft und jetzt sind wir eben dran. Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass die Nachwuchsarbeit in Österreich professioneller geworden ist."

Am kommenden Samstag geht für das Offensivjuwel, das für den deutschen Erstligisten SC Sand auf Torejagd geht, der nächste Wunsch in Erfüllung, wenn sich in Regensburg der frisch gekürte Olympiasieger und Österreich zum ersten Mal überhaupt im Frauenfussball gegenüberstehen. "Ich freue mich sehr. Ich habe schon immer gesagt, dass ich gerne einmal gegen Deutschland spielen möchte. Bis jetzt hat es nie die Gelegenheit dazu gegeben, weder im Nachwuchsbereich noch mit dem A-Team. Jetzt ist es wirklich soweit. Wir haben etliche Spielerinnen in der deutschen Bundesliga und kennen teilweise die Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft. Es werden sicher viele Zuschauer da sein und auch einige aus Österreich kommen. Es ist ja auch nicht ganz zufällig, dass wir gegen Deutschland spielen. Das haben wir uns in den letzten Jahren erarbeitet, dass ein so tolles Fussballland wie Deutschland gegen uns spielen will."

Eine Partie, die auch als Gradmesser für das anstehende Turnier im nächsten Jahr zu werten ist. Denn für die EM, die am 16. Juli in Utrecht angepfiffen wird, hat sich Burger keine Grenzen gesetzt. "Bis zur EM wollen wir uns in unseren Lehrgängen weiterentwickeln und an Details arbeiten. Wir wollen nicht einfach nur dort hinfahren, sondern auch eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Ein kleines Land, das überrascht. Das wollen wir sein."