Montag 30 August 2021, 22:00

Bulgarien: „Wir müssen von den Italienern lernen“

  • Bulgariens Erfolge liegen lange zurück

  • WM-Qualifikation gegen Italien am Donnerstag

  • Exklusives Interview mit Nationaltrainer Yasen Petrov

Fast 30 Jahre ist es her, als Bulgarien auf der Weltbühne letztmals für richtig Furore sorgte. Bei der WM 1994 waren es Stars wie Yordan Letchkov, Hristo Stoitchkov oder Krassimir Balakov, die die Löwen bis unter die letzten Vier führten und dabei unter anderem den damaligen Titelverteidiger Deutschland aus dem Turnier warfen. In einem spannenden Halbfinale verlor man gegen den späteren Champion Italien (1:2). An diesen Erfolg konnte die bulgarische Nationalmannschaft niemals wieder anschließen. Bis heute folgten nur noch eine weitere WM- (1998) und zwei EM-Teilnahmen (1996, 2004). Beide Mal war bereits nach der Gruppenphase Endstation.

Italien wartet auf dem Weg nach Katar 2022

"Damals hatte Bulgarien weltberühmte Spieler, die für die größten Vereine der Welt spielten, während die aktuelle Situation eine ganz andere ist. Es ist 23 Jahre her, dass Bulgarien das letzte Mal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, und wir alle wissen, dass die Qualifikation längst überfällig ist", erklärt der heutige Nationaltrainer Yasen Petrov im FIFA.com-Interview.

"Im Moment haben wir einen Spieler in der ersten italienischen Liga und ein paar weitere in der Serie B. Ansonsten haben wir niemanden in den Top-Ligen in England, Spanien, Deutschland oder Frankreich. Die Mannschaft besteht hauptsächlich aus Spielern aus der Regionalliga. Was ich als Hoffnungsschimmer sehe, ist die Tatsache, dass nach ein paar guten Spielen in den letzten Monaten einige der Jungs gute Vereine im Ausland gefunden haben, und ich bin mir sicher, dass sie, wenn sie sich weiter entwickeln, die großen Ligen erreichen können, was wiederum die Nationalmannschaft stärker machen wird." Ausgerechnet die Squadra Azzurra wartet nun in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ auf Bulgarien. "Wir sprechen von einer Mannschaft, die in 34 Spielen in Folge ungeschlagen ist! Sie wurden ein paar Monate nach unserer 0:2-Niederlage in Sofia zum Europameister gekrönt, und was mich wirklich beeindruckt hat, war der fantastische Teamgeist, den Italien an den Tag legt. Zusammen mit der unglaublichen individuellen Qualität aller Spieler macht dies Italien zu einer Spitzenmannschaft, wenn nicht sogar zur besten, die es derzeit gibt. Wir müssen die Italiener beobachten und von ihnen lernen. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, eine gute Mannschaft zu formen und uns nicht auf Einzelspieler zu verlassen, daher zählen wir auf den berüchtigten bulgarischen Geist. Alle sollten eine hochmotivierte Mannschaft erwarten, die gegen den Europameister nichts zu verlieren hat - Mannschaften wie unsere können von solchen Spielen in Bezug auf Erfahrung und Selbstvertrauen nur profitieren."

"Fussball ist ein soziales Phänomen"

Nur drei Tage nach dem Duell wartet das Heimspiel gegen Litauen. Ein Sieg ist eigentlich Pflicht, wenn man in der Gruppe C noch ein Wörtchen um ein WM-Ticket mitreden möchte. In den ersten drei Spielen blieben die Löwen ohne Sieg (ein Punkt). Weitere Gegner sind Nordirland und die Schweiz. "Wir gehen in jedes einzelne Spiel mit dem Ziel, zu gewinnen. Unsere Mannschaft hat noch fünf Spiele vor sich, es kann also noch alles passieren. Ich weiß, dass es schwierig klingt, aber es hängt alles davon ab, wie wir spielen." In der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste ist Bulgarien in den letzten Jahren immer weiter abgerutscht, aktuell steht die Elf von Petrov, der erst vor wenigen Monaten das Ruder von Georgi Dermendzhiev übernommen hat, auf Platz 75 - die schlechteste Platzierung seit 2013. "Das Einzige, was passieren muss, ist, dass die Mannschaft anfängt zu gewinnen. Wir sind uns bewusst, dass die Übergangsphase ein langer und schwieriger Prozess ist, aber ich bin mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir müssen ein paar Ergebnisse holen, um den Ball ins Rollen zu bringen."

Vladimir Petkovic, Head coach of Switzerland and Yasen Petrov, Head Coach of Bulgaria

Die Unterstützung bei den Fans in der Heimat sei aber nach wie vor schier grenzenlos. "Fussball ist ein soziales Phänomen - hier in Bulgarien hat jeder seine eigene Meinung zum Fussball - wie auch zur Politik. Die Bulgaren sind feurige Menschen mit einer großen Leidenschaft für den Sport und insbesondere für den Fussball - deshalb sollten wir unser Bestes tun, um sie nach so langer Zeit wieder glücklich zu machen."