Donnerstag 15 Oktober 2020, 04:37

Brunei Darussalam baut auf lange Fussballtradition

  • Brunei Darussalam blickt auf eine lange Fussballtradition zurück

  • Seit dem Beitritt zur FIFA 1972 hat das Land große Fortschritte gemacht

  • Der Fussballverband NFABD verfolgt Pläne zur Intensivierung der Nachwuchsarbeit

Brunei Darussalam wurde erst 1984 unabhängig und ist damit ein sehr junges Land. Doch die Geschichte des Sultanats von Brunei reicht sehr viel weiter zurück. Vom 15. bis 17. Jahrhundert gehörte das Sultanat, aus dem der heutige Staat hervorging, zu den mächtigsten Akteuren in Südostasien.

Ganz ähnlich sieht die Situation im Fussball aus. Der Nationale Fussballverband von Brunei Darussalam (NFABD) wurde zwar erst 1972 FIFA-Mitglied, doch der Fussball hatte dort schon sehr viel früher Wurzeln geschlagen.

Die Fläche Brunei Darussalams an der Nordküste der Insel Borneo (von der Teile zu Malaysia und Indonesien gehören) beträgt nicht einmal 6.000 Quadratkilometer. Das Land mit seinen reichen Öl- und Gasvorkommen hat zwar nicht einmal eine halbe Million Einwohner, doch deren Fussballleidenschaft ist dafür umso größer. Fussball ist die mit Abstand beliebteste Sportart. Das schönste aller Spiele wird in allen vier Distrikten des Landes sowohl als Breitensport wie auch auf professioneller Ebene gespielt.

Seit seiner Gründung im Jahr 1956, damals noch als Amateurverband, arbeitet der NFABD unermüdlich an der Entwicklung und Förderung des Fussballs. Die Infrastruktur wurde seit den Anfangszeiten enorm verbessert. Mit Unterstützung der FIFA wurde 2005 in der Hauptstadt Bandar Seri Begawan ein Hauptsitz für den Fussballverband errichtet. 2013 wurde die Anlage um einen Naturrasenplatz und einen Kunstrasenplatz erweitert.

Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde eine neue Ära des Profifussballs eingeläutet. 2002 wurde die Brunei Premier League als höchste Liga des Landes ins Leben gerufen. Seit 2012 wird die Liga unter der Bezeichnung Brunei Super League weitergeführt.

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Internationaler Durchbruch

Trotz der führenden Stellung des Fussballs hat Brunei Darussalam bislang im Zusammenhang mit der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ kaum für Schlagzeilen gesorgt. Das Nationalteam nahm an den Qualifikationsturnieren für Mexiko 1986 und Korea/Japan 2002 teil, blieb aber jeweils ohne Punktgewinn. Den ersten Sieg feierte Brunei Darussalam schließlich bei der dritten Teilnahme an einer WM-Qualifikation vor dem Turnier 2018 in Russland.

In der ersten asiatischen Qualifikationsrunde gelang Brunei Darussalam ein unerwarteter 1:0-Auswärtssieg in Chinese Taipei. Den historischen Siegtreffer erzielte Adi Said. Im Rückspiel kassierte das Team dann allerdings vor eigenem Publikum eine 0:2-Niederlage und verpasste damit den Einzug die nächste Runde.

Auch in der Qualifikation für Katar 2022 scheiterte das Team bereits in der ersten Runde knapp. Brunei Darussalam verlor das Hinspiel in der Mongolei mit 0:2. Im Rückspiel gelang dann dank eines Doppelpacks von Razimie Ramlli ein 2:1-Sieg, der die 17.000 Zuschauer trotz des Ausscheidens in Extase versetzte.

Beim NFABD hat man erkannt, dass für weitere Fortschritte eine Intensivierung der Nachwuchsarbeit erforderlich ist. "Wir haben verschiedene Pläne, um die Anzahl der Fussball spielenden Kinder zu steigern", so der Technische Leiter des NFABD, Narayanan Nair Sivaji, gegenüber FIFA.com.

"Wir werden in den einzelnen Distrikten Talentzentren einrichten und damit den jungen Spielern neue Möglichkeiten eröffnen, entdeckt zu werden. Wir werden die Jugendligen ausbauen und Klubs dabei unterstützen, Nachwuchsakademien aufzubauen. Und wir wollen unseren Nachwuchstrainern helfen, ein höheres Niveau zu erreichen."

Königliche Fussballleidenschaft

Klubs aus Brunei Darussalam konnten bislang auf kontinentaler oder gar globaler Ebene kaum von sich reden machen – mit einer Ausnahme, nämlich dem FC DPMM. Der Klub, dessen vollständiger Name FC Duli Pengiran Muda Mahkota (Fussballklub seiner königlichen Majestät des Kronprinzen von Brunei) lautet, gehört dem Kronprinzen Haji Al-Muhtadee Billah, der früher sogar selbst als Torhüter für das Team spielte.

Nach dem Gewinn der Brunei Premier League in den Jahren 2002 und 2004 nahm der FC DPMM höhere Ziele ins Visier und konnte tatsächlich größere Erfolge feiern. Das Team spielte in der Saison 2006/07 in der Malaysia Super League und landete auf dem mehr als respektablen dritten Platz. Ab 2009 nahm man am Spielbetrieb der Premier League Singapurs teil. Gleich in der ersten Saison dort holte der FC DPMM den Ligapokal Singapurs. 2015 und 2019 gewann das Team aus Brunei Darussalam die Meisterschaft und feierte zwei weitere Pokaltriumphe.

Mit dem 22-jährigen Faiq Jefri Bokiah sorgt noch ein weiteres Mitglied der königlichen Familie für Schlagzeilen. Nachdem er sein Können in den Nachwuchsakademien von Southampton, Arsenal und Chelsea verfeinert hatte, war er vier Jahre bei Leicester City, bevor er zum portugiesischen Erstligisten Maritimo wechselte. Sein Debüt auf der internationalen Bühne feierte er bereits als Teenager in der Qualifikation für die AFF-Meisterschaft 2016. Zum 4:3-Sieg gegen Laos steuerte er mit der Kapitänsbinde am Arm ein Tor bei.

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie 'Das globale Spiel' über Fussball weit abseits des Rampenlichts. In der kommenden Woche besuchen wir Tadschikistan.

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