Dienstag 14 Juni 2016, 08:17

Boulleau, die "Sozialarbeiterin"

Es ist durchaus nicht so, dass die Französin Laure Boulleau auf sportlicher Ebene keine Erfolge vorzuweisen hätte: Elf Saisons bei Paris Saint-Germain, 65 Länderspiele mit der französischen Nationalelf, ein Finaleinzug in der UEFA Women's Champions League sowie zwei Teilnahmen an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Das ist eine ganze Menge! Doch besonders auffällig ist Boulleaus Popularität in den sozialen Netzwerken. Sie ist der Liebling der Fans in Frankreich und eine der beliebtesten Fussballerinnen weltweit. Ihre Auftritte auf den verschiedenen Kanälen werden von über 800.000 Abonnenten verfolgt.

Ob Videos von ihrem Training, witzige Anekdoten, Selfies mit ihren Teamkameradinnen oder persönliche Bilder – die Linksverteidigerin teilt ihren Alltag mit der Welt. FIFA.com wollte mehr darüber wissen, wie sie die sozialen Netzwerke nutzt. Verfolgt sie eine bestimmte Kommunikationsstrategie? Ist sie sich über ihre Wirkung bei den Fans im Klaren? Über dies alles klärte sie uns in diesem Interview auf.

Laure, Sie haben 200.000 Follower auf Twitter, 484.000 Fans auf Facebook und 147.000 auf Instagram. Das sind mehr als so manche Klubs in der Ligue 1 wie Rennes oder Nizza oder Spieler wie Kurt Zouma, Jérémy Mathieu, Maxwell oder Philipp Lahm haben. Ist Ihnen bewusst, welches Gewicht Sie in den sozialen Netzwerken haben? Oha - Philipp Lahm, das ist erste Klasse! Nein, ich glaube nicht, dass ich mir dessen bewusst bin. Ich durchforste die Zahlen oder Statistiken nicht zu sehr. Aber ich weiß, dass ich eine große Gemeinde habe und freue mich darüber. Es macht mir Spaß, mein Leben mit den Menschen ein wenig zu teilen. Ich bekomme viel Unterstützung und lustige Bemerkungen. Ich stoße auf Dinge, die mir sehr gefallen. Ich achte nicht besonders darauf, welche Wirkung das haben kann. Doch ich sage mir, dass es für den Frauensport nur gut sein kann.

Sie sind die beliebteste Nicht-Amerikanerin auf Twitter hinter Morgan, Solo, Wambach, Lloyd, Rapinoe, O’Really, Rampone und Krieger. Sind Sie sich dessen bewusst, dass Sie dank Ihres Status in den sozialen Netzwerken zu den wichtigsten Botschafterinnen des Frauenfussballs gehören? Wenn ich solche Dinge höre, wird mir das schon bewusst. Aber ich werde meine Art zu kommunizieren deshalb nicht ändern. Ich habe es von Anfang an so gemacht. Ich versuche, so natürlich wie möglich zu bleiben und gleichzeitig Botschaften zu vermitteln, die mir am Herzen liegen oder die meine Stimmung und die Erlebnisse mit meiner Mannschaft wiedergeben. Ich glaube, das ist etwas Positives. Ich bin stolz darauf, obwohl ich nicht das Ziel verfolge, in den Top 10 zu stehen!

Haben Sie sich eine bestimmte Strategie für die sozialen Netzwerke zurechtgelegt oder posten Sie, was Ihnen gerade in den Sinn kommt? Nichts Bestimmtes. Ich versuche, dass es nicht gezwungen wirkt. Manchmal gibt es Anforderungen vonseiten der Sponsoren und die Nachrichten sind etwas stärker gelenkt. Aber ich habe ihnen immer gesagt, dass ich das auf meine Weise tue. Ich habe keine Lust, irgendetwas zu posten.

Wie handhaben Sie das während eines Wettbewerbs? Sind Sie völlig frei oder gibt es Vorgaben von Ihren Trainern? Das kann vorkommen. Nicht nur während der Turniere. Man muss immer aufpassen, das man es nicht übertreibt. Auch während der WM darf man nicht zu aufdringlich sein, wenn es um den Alltag des Teams geht. Es ist, wie im Leben allgemein, eine Frage des richtigen Maßes. Man darf nicht zu exzessiv sein. Wir haben keine Verpflichtungen. Aber die Community Manager raten uns, wachsam zu sein. Soziale Netzwerke sind schön, doch es kann auch gefährlich sein.

Welche Beziehung haben Sie zu Ihren Fans? Es ist nicht mein Ziel, den Personen zu antworten. Wenn ich einer antworte, muss ich allen antworten. Dafür habe ich ganz einfach keine Zeit. Aber ich lese sehr viel, vor allem die Nachrichten der Unterstützung. Oder wenn ich mit einem Mädchen für ein Foto posiert habe und ich das Bild mit dem Mädchen geschickt bekomme. Das mag ich gerne, solche Nachrichten bereiten mir Freude. Oder wenn ich nach den Spielen sehe, dass die Menschen total froh sind, dabei gewesen zu sein und die Spielerinnen gesehen zu haben. Es gibt auch nicht nur Positives, aber ich beschäftige mich nur mit den Dingen, die wichtig sind.

Würden Sie Ihre Beliebtheit in den sozialen Netzwerken gegen einen Titel mit der französischen Nationalmannschaft eintauschen? Natürlich! Ich bin bereit, nur zwei Abonnenten zu haben.

Beim Stichwort Abonnenten: Hier sind einige Fragen von Ihren Fans auf Twitter und Facebook:

**@MarionRheaDV: Wenn du in einem amerikanischen Klub spielen könntest, zu welchem würdest du gern gehen?

Ich würde am liebsten zu Portland Thorn gehen, wo Lindsey und Tobin spielen. Dieser Klub gehört zu den besten, und vor allem spielen meine zwei Freundinnen dort. Es sind zwei Spielerinnen, mit denen ich mich hier sehr gut verstanden habe. Ich vermisse sie sehr.

**@USWNT23: Wer war die gefährlichste Stürmerin, der du in deiner Karriere begegnet bist?

Da gibt es einige! Zunächst einmal Alex Morgan. Und ich habe das Glück, Französin zu sein, denn wenn ich auf Eugénie Le Sommer treffen müsste, würde mir das nicht gerade großen Spaß machen. Und es gab eine Stürmerin in der deutschen Mannschaft, die inzwischen aufgehört hat, aber die sehr gut war. Sie war sehr dünn und sehr groß. Ich weiß ihren Namen nicht mehr, ich muss nachschauen. Irgendwas mit G... Kerstin Garefrekes! Ich habe bei der WM gegen sie gespielt. Sie wirkte unscheinbar, war aber superintelligent. * *

  • *@Da1Nonly22: * Wie denken Sie über die Initiative #EqualPay von den Spielerinnen der amerikanischen Auswahl?

Ich denke, dass sie Recht haben. Man darf nicht vergessen, dass der Fussball dort eher von den Frauen als von den Männern geprägt wurde. Und dann kommt der Männerfussball und man stellt fest, dass sie auf Anhieb viel besser bezahlt werden als die Frauen. Die Ungleichheiten sind schnell wieder da. In Europa sagt man sich, dass es normal ist. Den Männerfussball gibt es schon seit Jahren, es wird sehr viel Geld bewegt, es sind viel mehr Zuschauer in den Stadien. Der Wirtschaftskreislauf ist sehr viel bedeutender. Aber in den USA teile ich diese Meinung nicht. Die Frauen haben den Weg gewiesen und für den Verband die Titel geholt. Ich bin ganz und gar ihrer Meinung.

  • *Damien Geens (Facebook): Ist im Fussball eine Mixed-Disziplin möglich? Welche Hindernisse sprechen dagegen?

  • Meiner Meinung nach ist das nicht möglich. Allein schon aus genetischen Gründen bin ich eher gegen solche Prinzipien. Wir sind nun einmal nicht gleich. Vielleicht muss ich hinzufügen, dass die schnellste Spielerin bei den Jungs keine besonders schnelle Spielerin wäre. Das gilt auch in muskulärer Hinsicht, wir sind wirklich zu verschieden, um zusammen zu spielen. Der athletische Aspekt eines Sports ist nun einmal sehr wichtig. Ich weiß nicht, es gibt ja schon Mixed-Disziplinen im Sport. Im Tennis, nicht wahr? Aber bei der Größe des Spielfelds, den Läufen, den Kontakten – das ist, als ob man im Rugby Männer und Frauen im gleichen Spiel einsetzen würde – das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ein Mixed-Fussballtennis, das ist eine gute Idee.

*Dume JP Ottavi (Facebook): Was planst du nach deiner aktiven Karriere – eine Umschulung mit Bezug zum Sport?

  • Das weiß ich noch nicht. Ich habe eine Ausbildung als Physiotherapeutin, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich später in diese Richtung orientieren werde, obwohl das Studium für meine Karriere sehr hilfreich war. Auch für mein Gehirn, denn es tut immer gut, es anzuregen. Ich glaube, dass ich mich in Richtung Sport oder Medien