Mittwoch 10 November 2021, 06:00

Borges: "Wir haben uns gut entwickelt"

  • Celso Borges erzielte den Siegtreffer Costa Ricas gegen El Salvador

  • Costa Rica belegt derzeit den fünften Tabellenplatz

  • "Die WM ist das spektakulärste und großartigste Turnier"

Jetzt oder nie, war die Devise. Costa Rica ging ohne einen einzigen Sieg in der Tasche in den fünften Spieltag der Concacaf-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™. Auch im Heimspiel gegen El Salvador geriet das Team zunächst in Rückstand, doch dann erzielte Kapitän Bryan Ruiz kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit den Ausgleichstreffer. 

Wenige Minuten später war ein Elfmeter für Los Ticos dann Gold wert. In dieser Situation hob Celso Borges die Hand und forderte den Ball.

"Im Training sehen wir, wie jeder Einzelne drauf ist. Ein Elfmeter ist eine sehr emotionale Sache. Wenige Sekunden vor dem Elfmeter habe ich mit Bryan Ruiz gesprochen, und er hat mir viel Vertrauen geschenkt. Ohne dieses kurze Gespräch mit ihm wäre ich nicht so motiviert gewesen. Aber er ist ein guter Kapitän und hat mich unterstützt", so Borges im Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

SAN JOSE, Costa Rica: Celso Borges scores the second goal for Costa Rica during the 2-1 Costa Rica victory over El Salv

Fest steht, dass der costa-ricanische Mittelfeldspieler an solche Drucksituationen gewöhnt ist. Bei der WM 2014 in Brasilien eröffnete er die Elfmeterschießen gegen Griechenland und die Niederlande im Achtel- bzw. Viertelfinale jeweils mit einem Tor. 

"Ich habe mich nie als Spezialisten gesehen, ganz im Gegenteil. Vor einem Elfmeter bin ich immer etwas nervös, egal in welcher Situation. Aber du besinnst dich auf das, was du geübt und trainiert hast und versuchst, den Elfer automatisch auszuführen und dich ganz auf den Schuss zu konzentrieren."

Der Sieg war Balsam für die Seele in einer Qualifikation, die für das Team aufgrund von Details alles andere als gut verlaufen war. 

"Das Team hat gut gespielt und sehr solide Leistungen gebracht. Unsere Punkte haben wir wegen Kleinigkeiten abgegeben. Wir haben uns gut entwickelt und ich hoffe, dass wir am Ende dieser Spieleserie und zu Beginn der nächsten in der Tabelle besser dastehen."

Der Spielraum ist groß. Im neuen Format des Qualifikationswettbewerbs umfasst die Finalrunde mehr Spiele als vorher und bis jetzt sind von insgesamt 14 Partien erst sechs absolviert. Es bleibt also noch viel Zeit, um die Konzepte des neuen Nationaltrainers Luis Fernando Suárez zu verinnerlichen, der das Amt erst vor knapp sechs Monaten übernommen hat. 

Wir arbeiten bereits seit einiger Zeit mit ihm. Es läuft ziemlich gut, wir haben seine Methodik angenommen. Er ist ein sehr positiver Mensch, der einen sehr engen Kontakt zu den Spielern pflegt. Das färbt auf die Spieler und den Trainerstab ab. Die Atmosphäre ist sehr gut."

Um das Ziel zu erreichen und bei der WM 2022 in Katar dabei zu sein, muss Borges seiner Führungsrolle gerecht werden und den jungen Spielern im Kader unter die Arme greifen. Das gilt insbesondere mit Blick auf so wichtige Spiele wie die anstehenden Partien gegen Kanada und Honduras. 

"Wir sprechen immer wieder darüber, wie wichtig es ist, dass wir alle gut in Form sind. Das müssen sie sich bewusst machen. In einem Nationalteam weiß man nie, wer zum Einsatz kommen wird. Wir müssen alle vorbereitet sein. Es gibt Beispiele aus der Geschichte, die zeigen, dass Spieler, mit denen man am wenigsten gerechnet hat, plötzlich eine wichtige Rolle gespielt haben. Das sollte man immer im Hinterkopf haben. Die Jungs sind sehr lernbegierig und arbeiten mit aller Kraft daran, dass uns allen gemeinsam die WM-Qualifikation gelingt."

Wir wollten wissen, wie das Team die folgenden Partien angeht, von denen man weiß, dass sich das Jahr bei guten Ergebnissen auf aussichtsreicher Position beenden ließe. 

"Im Idealfall versuchen wir, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Beide Spiele sind sehr schwer. Beim Auswärtsspiel in Kanada können die Witterungsbedingungen ein Faktor sein. Aber wir müssen es mit allen Bedingungen aufnehmen und eben einfach etwas aus unserer Komfortzone herauskommen. Und dann geht es zu Hause gegen Honduras, ein sehr gutes Team. Wir wissen, dass beiden Teams die Bedeutung dieser Partie bewusst ist."

Auf jeden Fall erleben wir gerade eine Qualifikation, die härter umkämpft ist als je zuvor. Den Viertplatzierten, Panama, trennen gerade einmal drei Punkte vom Siebten, El Salvador. Und zwischen den Canaleros und den USA auf Platz zwei liegen auch nur drei Punkte. Daher könnte die anstehende Spieleserie bedeutende Änderungen in der Tabelle hervorrufen.

"Die technische, individuelle und mannschaftlich Entwicklung aller Teams fällt immer mehr ins Gewicht. Es war noch nie einfach, aber ich glaube, dass wir jetzt gerade eine Phase durchlaufen, in der die Nationalspieler viel internationale Erfahrung gesammelt haben, und das ist ein großer Vorteil. Dass diese Spieler gewissermaßen in bessere Ligen exportiert werden hat die Region konkurrenzfähiger gemacht."  

Celso Borges ist auf jeden Fall bereit, zu kämpfen und in Hochdrucksituationen Verantwortung für sein Team zu übernehmen. Schließlich hat er auch persönliche Ziele vor Augen, die er nicht aufgeben will.

"Ich stehe jeden Morgen für den Traum auf, meine dritte WM zu spielen. Viele von uns denken viel darüber nach. Wir sind alle gleich begeistert von der Vorstellung, diejenigen, die vor ihrer dritten WM stehen, genauso wie diejenigen, die zum ersten oder zweiten Mal teilnehmen würden. Eine Weltmeisterschaft ist das spektakulärste und großartigste Turnier der Welt. Es erfüllt einen mit Stolz, wenn man sein Land dort vertreten kann, und wir wollen alle dabei sein", meint er abschließend.