Samstag 15 Juni 2019, 23:37

Bonmatí reißt Blockaden ein

Von Elisa Revuelta, Teamreporterin Spanien

"Dieses Mädel ist schnell, wissen Sie?"

Das "Mädel" ist Shanice Van de Sanden, linke Flügelspielerin von Olympique Lyon und der niederländischen Nationalmannschaft. Sie zählt zu den stärksten Spielerinnen des Weltfussballs, doch daran dachte Aitana Bonmatí in diesem Moment nicht.

Ich habe nur gedacht: 'Sie werden gegen uns kein zweites Tor mehr schießen.'" Mit diesem Gedanken im Hinterkopf setzte sie zu einem Sprint von fast 70 Metern an und gewann das Laufduell mit der Niederländerin. Zu dieser Szene kam es in der 61. Minute des Finales der Champions League, bei dem Barça am Ende mit 1:4 unterlag.

Der Spielzug ging in den sozialen Netzwerken viral. Vor allem aber hat Bonmatí in diesem Spiel einiges über sich selbst gelernt. Knapp einen Monat später zählt sie zu den Leistungsträgerinnen des Teams von Jorge Vilda bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™.

Aitana Bonmatí im Kurzprofil

  • 21 Jahre, kreative Mittelfeldspielerin

  • Klub: FC Barcelona, stammt aus der Talentschmiede "La Masía"

  • Hat dieses Jahr in der spanischen Liga 12 Tore in 20 Spielen erzielt

  • Im Finale der Champions League in der Startelf

  • U-17- und U-20-Vizeweltmeisterin

  • 15 Partien mit der A-Nationalmannschaft

"Ich hatte irgendwie eine mentale Blockade. Ich dachte immer darüber nach, wie klein und wie jung ich doch war . Manchmal bekam ich schon Angst, wenn ich darüber nachdachte, in einem wirklich wichtigen Spiel anzutreten. Ich fragte mich, wie ich das schaffen würde. Aber dann habe ich gegen das beste Team der Welt bespielt und mir selbst bewiesen, dass ich auch wirklich schwere Spiele bewältigen kann – zum Beispiel das gegen Deutschland kürzlich und alle die noch kommen."

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Charakterstark

Bonmatí hat in ihrer Jugend immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie keinesfalls so zerbrechlich ist, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Einmal abgesehen von ihrer individuellen Technik und ihrer hervorragenden Spielübersicht ist die Mittelfeldspielerin auch ausgesprochen charakterstark.

Sie lacht, als sie an ihre Anfangszeit zurückdenkt. "Ja, aber die Ursachen reichen weit zurück. Als ich mit dem Fussballspielen anfing, habe ich mit Jungs gespielt und musste mir oft Beleidigungen anhören. Aber ich habe mir nichts gefallen lassen. Wenn sie mich beleidigten, setzte ich noch eins drauf, wenn sie mich schlugen, schlug ich zurück. So habe ich gelernt, mich durchzusetzen, für mich einzustehen und habe Ehrgeiz entwickelt.

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Spaniens Abschlussprobleme: eine mentale Blockade?

Am Montag geht es für Spanien in der Partie gegen China ums Weiterkommen. Wenn die Spanierinnen ein Remis oder einen Sieg erreichen wollen, mit dem sie ins Achtelfinale einziehen würden, müssen sie dringend an ihrem Abschluss arbeiten. Daran hapert es bei ihnen nach wie vor.

Aitana sieht zwar keine psychologische Blockade, spielt das Problem aber auch nicht herunter. "Unser Abschlussproblem ist nicht von der Hand zu weisen. Ich werde das jetzt nicht abstreiten und behaupten, wir seien ein total effizientes Team, das jede Chance nutzt." Wir spielen Chancen heraus, aber sobald wir in den Strafraum vordringen, scheint unser Blick vernebelt zu sein. Allerdings sollten wir uns deshalb auch nicht selbst geißeln, denn wir werden das Problem beheben."

Das Patentrezept gegen China?

  1. Aggressivität: "Wir müssen aggressiver sein als sie. Gegen Deutschland waren wir vor allem in der ersten Halbzeit sehr aggressiv und haben den zweiten Ball immer gewonnen."

  2. Konkurrenzfähigkeit: "Wir müssen unser Potenzial zu 100 Prozent abrufen."

  3. Direktes Spiel: "Wir müssen den Ball sehr schnell und mit wenigen Ballberührungen zirkulieren lassen und direkt nach vorn spielen. Wenn wir überzeugt sind, dass uns ein Tor gelingen wird, dann werden wir es auch schaffen."