B.J. Snow hat ein besonderes Ass im Ärmel

Vor zwei Jahren scheiterten die USA nur denkbar knapp in der Qualifikation für die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Costa Rica 2014. Nach einem hart umkämpften 1:1 gegen Mexiko im Halbfinale der CONCACAF U-17-Frauen-Meisterschaft verloren sie das Elfmeterschießen mit 2:4 und mussten die WM-Endrunde vor dem Fernseher verfolgen.

Dieses Mal haben die Stars and Stripes das kontinentale Qualifikationsturnier ohne größere Turbulenzen hinter sich gebracht und bereiten sich nun auf die Endrundenteilnahme in Jordanien vor. Während eines Trainingslagers erläuterte Trainer B.J. Snow gegenüber FIFA.com, sein Team sei bestens für die bevorstehenden Herausforderungen im Nahen Osten gewappnet.

"Wir achten derzeit darauf, dass unsere Spielerinnen mental und körperlich etwas abschalten können. Gleichzeitig muss das Umfeld aber förderlich für die Vorbereitung auf Jordanien sein. Das ist manchmal eine echte Gratwanderung", so Snow mit Verweis auf ein landesweites Turnier, das viele seiner Schützlinge unmittelbar vor dem Trainingslager bestritten hatten. "Es ist eine sehr aufregende Zeit und  ich bin sehr zufrieden mit der aktuellen Situation der Spielerinnen."

Statt Costa Rica 2014 als verpasster Gelegenheit nachzutrauern, konzentriert sich Snow lieber auf die positiven Nebeneffekte des damaligen Scheiterns, in dem er zwei Jahre später sogar einen Vorteil für sein Team zu sehen vermag.

"2013 hatten wir ein sehr, sehr starkes Team", so Snow, der die U-17-Auswahl der USA seit Januar 2013 leitet. "Wir sind in der Qualifikation für Costa Rica 2014 denkbar knapp im Elfmeterschießen gescheitert. Doch wenige Monate später haben wir mit einem Sieg gegen den damals amtierenden Weltmeister Japan bewiesen, dass wir es trotzdem mit den besten Teams der Welt aufnehmen konnten", so Snow.

"Die damalige Auswahl war eine sehr talentierte Gruppe. Heute bilden diese Spielerinnen die Mehrheit in der U-20-Nationalmannschaft. Einige Spielerinnen, darunter Mal Pugh, haben sogar schon in der A-Nationalmannschaft gespielt. Natürlich muss man nach Momenten wie Costa Rica 2014 eine kritische Bilanz ziehen, doch man darf auch nicht nur die negativen Seiten sehen, denn letztlich geht es ja auch um die Bewertung des gesamten Entwicklungsprogramms und nicht nur um bestimmte Resultate. Ein Unterschied ist zudem, dass wir damals nur fünf Monate Zeit für die Vorbereitung hatten, während es jetzt zwei Jahre waren."

Ashley Sanchez gehört zu den von Snow angesprochenen Spielerinnen, die bereits Erfahrungen in den höheren Altersklassen gesammelt haben, auch in der U-20-Auswahl von Trainerin Michelle French. Sanchez trug mit mehreren herausragenden Partien zur gelungenen Qualifikation für Jordanien 2016 bei. So räumte sie bei der CONCACAF-Meisterschaft im März den Goldenen Ball ab und wurde auch in die Elf des Turniers gewählt. Es gehört zur strategischen Gesamtplanung, die Snow und seine Mitarbeiter beim U.S.-Verband entwickelt haben, Spielerinnen vom Kaliber einer Sanchez der ständigen Herausforderung auszusetzen, sich gegen ältere Konkurrentinnen zu behaupten, und so ihre langfristige Entwicklung zu fördern.

"Wir geben unseren talentiertesten Spielerinnen die Möglichkeit, in den höheren Altersgruppen mitzuspielen", erläutert Snow. "Mal hat bewiesen, dass sie der Herausforderung gewachsen ist. Das gilt auch für Ashley, die sich hier sehr bewährt hat. Insgesamt haben wir sieben Spielerinnen in unserem U-17-Kader, die bereits in den älteren Nationalteams Erfahrungen gesammelt haben, auch in der U-20-Auswahl. Diese Spielerinnen müssen dort mit ganz anderen Situationen und Problemen fertig werden, was ihre Entwicklung beschleunigt. Wir bringen sie in Situationen, in denen sie sich enorm anstrengen müssen, um Erfolg zu haben. Das ist genau die richtige Mischung. Unsere Spielerinnen haben bewiesen, dass sie damit umgehen können. Ashley ist ein perfektes Beispiel dafür."

Wertvolle Tipps von Lindsay Tarpley Spielerinnen wie Sanchez sind für den Erfolg der U-17-Auswahl Snows von zentraler Bedeutung. Doch der Trainer hat noch ein anderes Ass im Ärmel. Denn Snow ist mit niemand anderem als der ehemaligen U.S.-Nationalspielerin Lindsay Tarpley verheiratet und greift gern auf das Wissen der U-19-Weltmeisterin, zweimaligen Goldmedaillengewinnerin, WM-Teilnehmerin und langjährigen Nationalspielerin mit weit mehr als 100 Länderspielen für die USA zurück.

"Ich wäre ja verrückt, wenn ich sie nicht zu Rate ziehen würde!" so Snow mit einem herzhaften Lachen. "Ich frage sie immer wieder über ganz spezielle Dinge aus. Und natürlich ist es großartig, dass ich sie jederzeit anrufen kann, damit sie beim Team vorbeikommt und ihre Erfahrungen weitergibt. Ich habe miterlebt, wie sie Höhen und Tiefen durchgemacht hat, von ihren außerordentlichen Erfolgen bis hin zu der Verletzung, die das Ende ihrer Karriere bedeutete. All das hat zu meiner Entwicklung als Trainer beigetragen."

Mit Ausnahme der FIFA U-17-Weltmeisterschaft haben die U.S.-Frauenteams bereits jeden FIFA-Wettbewerb gewonnen. Doch da sein Team vor Talent und Erfahrung nur so strotzt und er zudem eine enorm erfolgreiche Partnerin an seiner Seite hat, ist Snow zuversichtlich, dass er im Oktober diese eine noch fehlende Trophäe in die Staaten bringen kann.

"Unser Ziel ist es, die Spielerinnen zu finden, die jetzt zum Erfolg beitragen können, in die wir aber zudem auch langfristig investieren wollen. Das sind hohe Anforderungen. Doch so lange wir dieser Linie treu bleiben, sind wir überzeugt, die richtigen Spielerinnen auszuwählen, die die Gelegenheit verdient haben, in Jordanien den Titelgewinn anzupeilen."