Freitag 24 Juli 2020, 07:11

Amada peilt mit Madagaskar weitere Überraschungen an

  • Amada begann als Spielmacher und wechselte dann ins defensive Mittelfeld

  • Mit starken Leistungen auf seiner neuen Position verhalf er Madagaskar zum Erreichen des Viertelfinales bei der Afrikameisterschaft

  • Sein Traum ist die Teilnahme an der nächsten FIFA Fussball-WM

Im Rahmen der fussballerischen Entwicklung in den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Trainer vorrangig auf die Bildung einer soliden Defensive konzentriert, bevor sie sich intensiver um die Offensive kümmerten. Damit wurde der defensive Mittelfeldspieler in der Zone vor der eigenen Abwehr immer stärker zur zentralen Figur für die Mannschaftstaktik. Dieser Trend ist auch bei einigen Spitzentrainern zu beobachten, beispielsweise bei Zinédine Zidane, dessen aktuelles Team bei Real Madrid seine Stabilität im Mittelfeld zu großen Teilen dem Brasilianer Casemiro verdankt.

Wer sich mit der Nationalmannschaft Madagaskars auskennt, weiß, dass Mittelfeldspieler Ibrahim Amada beim starken Abschneiden des Teams beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2019 in Ägypten das wichtige Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff war. Auch sein Beitrag zur Defensive war bemerkenswert.

Dabei war Amada vor wenigen Jahren noch kein defensiver Mittelfeldspieler sondern ein Angreifer, der meistens die Rolle des Spielmachers erfüllte. "Als ich nach Algerien kam, wurde ich meist als Spielmacher eingesetzt, meist auf der rechten, aber manchmal auch auf der linken Seite. Und ich habe auch als Mittelstürmer gespielt", so Amada über seine frühen Jahre als Profi, bevor der algerische Trainer Boualem Charef ihn auf seine neue Position beorderte.

"Nach drei oder vier Trainingseinheiten mit USM El Harrach beschloss der damalige Trainer Boulalem Charef, mich im defensiven Mittelfeld einzusetzen. Anfänglich war ich davon nicht eben begeistert, denn ich wollte kein Verteidiger sein. Doch Charef machte mir klar, dass ich auf der neuen Position einen besseren Überblick über das Spielgeschehen haben würde und ich bessere Leistungen bringen würde, weil ich trotzdem weiterhin den Ball nach vorn treiben und angreifen könnte. Damit hat er mich überzeugt."

"Im Laufe der Zeit begann ich, meine neue Rolle zu mögen. Und ich merkte auch, dass ich viel häufiger angespielt wurde. Heute spiele ich lieber als defensiver Mittelfeldspieler und nicht mehr so gern als Mittelstürmer oder Spielmacher. Auf meiner neuen Position kann ich besser erkennen, wie sich das Spiel entwickelt und ich kann meine Teamkameraden mit Pässen bedienen. Somit kann ich mein Potenzial auf dem Platz voll ausschöpfen und das hat sich positiv auf meine Karriere ausgewirkt."

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Historische Turnierteilnahme

Madagaskar nahm 2019 erstmals am CAF Afrikanischen Nationen-Pokal teil und gehörte schon allein deswegen zu den Außenseitern. Doch das Team überraschte alle Beobachter und stürmte bis ins Viertelfinale. In der Gruppenphase gelang ein 2:0-Sieg gegen Nigeria und im Achtelfinale setzte man sich im Elfmeterschießen gegen die DR Kongo durch.

"Wir hatten seit unserer Kindheit von einer Teilnahme an der Afrikameisterschaft geträumt. Als wir 27, 28 waren, wurde dieser Traum wahr. In Ägypten haben wir dann ein unbeschreibliches Turnier erlebt. Schon allein die erstmalige Qualifikation für diesen Wettbewerb war eine großartige Leistung. Und dann erst unser Vorstoß bis ins Viertelfinale…"

"Wir waren absolut glücklich und zufrieden. Die Menschen in Madagaskar haben ein hartes Leben und nur wenige Ressourcen. Doch wir haben bei dem Turnier etwas Freude in ihr Leben gebracht. Für unser Land war das viel mehr als nur ein Fussballturnier. Wir haben dazu beigetragen, unser Volk zu einen. Für mich ist diese Teilnahme an der Afrikameisterschaft und das Erreichen des Viertelfinales der schönste Erfolg meiner Karriere. Ich bin sicher, dass dies einen ganz besonderen Platz im Gedächtnis der Menschen in Madagaskar einnimmt."

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Der Traum geht weiter

Amada und seine Teamkameraden konzentrieren sich jetzt auf die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™. Die Teilnahme an einer WM ist natürlich für jeden Spieler und jedes Team der große Traum.

"Wir wollen den Schwung mit in die WM-Qualifikation nehmen", so Amada. "Doch wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen und dürfen nichts überstürzen. Vor der Afrikameisterschaft kannte man uns kaum und unsere Spielweise war weitgehend unbekannt. Doch jetzt achten alle Teams auf uns und wissen auch genau, wie wir spielen. Daher können sie sich auch gut auf die Spiele gegen uns vorbereiten. Natürlich kann sich nicht jedes Team für die WM qualifizieren, doch wir tun alles, was wir können, um unser Chancen zu verbessern. Es wäre einfach großartig, wenn wir dabei sein könnten."

In der Qualifikation trifft Madagaskar in Gruppe J auf Benin, die DR Kongo und Tansania. Auf die Frage nach seiner Einschätzung der Gegner meinte Amada: "In Afrika gibt es keine großen oder kleinen Teams mehr. Die DR Kongo wird sicher Revanche nehmen wollen, weil sie im Achtelfinale der Afrikameisterschaft gegen uns ausgeschieden sind. Ich glaube nicht, dass sie das so schnell vergessen haben. Tansania hat in der Qualifikation für die Afrikameisterschaft gute Leistungen gezeigt, und auch die Stärke Benins ist bekannt. Ich denke, dass wir alle ähnliche Chancen haben und dass letztlich jedes Team diese Gruppe gewinnen kann. Doch wir sollten uns nicht mit Vorhersagen aufhalten: die Teams, die an den Spieltagen die besten Leistungen abliefern, werden sich qualifizieren."

Zum Abschluss des Interviews fragten wir Amada noch nach den Zielen Madagaskars in der Qualifikation. "Unser größtes Ziel ist es, das Unmögliche möglich zu machen und uns zu qualifizieren. Doch wir müssen uns jeweils nur auf das nächste Spiel konzentrieren. Unsere Stärke liegt in unserem Teamgeist. Es wäre fantastisch, bei der WM dabei zu sein. Alles ist möglich, wie die letzte Afrikameisterschaft gezeigt hat."