Montag 20 Juli 2020, 02:02

Ali Ashfaq, Rekord-Torjäger der Malediven

  • Ali Ashfaq ist mit 53 Länderspieltoren Rekordtorschütze der Malediven

  • Der Stürmer erzielte in 18 Jahren 14 Treffer in WM-Qualifikationsspielen

  • Er ist eine wichtige Stütze des Teams in der Qualifikation für Katar 2022

Die Malediven sind rund um die Welt in erster Linie als Urlaubsparadies mit erstklassigen Luxusresorts bekannt. Was den Fussball angeht, ist die Inselnation mit weniger als einer halben Million Einwohner indes auf der internationalen Bühne bislang kaum in Erscheinung getreten.

Völlig überraschend wurde dann allerdings 2013 Stürmer Ali Ashfaq von der International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) als 'Zweitbester Internationaler Torjäger der Welt' ausgezeichnet.

In die entsprechende Wertung gehen nur Länderspieltore und Treffer in den großen kontinentalen Klubwettbewerben ein. Und hier lag Ashfaq mit 23 Toren nur zwei Treffer hinter Cristiano Ronaldo aber fünf vor Zlatan Ibrahimovic und acht vor Lionel Messi.

Erstmals in der Geschichte stand somit ein Spieler von den Malediven in direktem Vergleich mit den besten Torjägern der Welt. Der Stürmer hatte es in diesem Jahr auf 14 Länderspieltore gebracht, davon zehn bei der SAFF-Meisterschaft 2013, bei der er Torschützenkönig wurde. Auf Klubebene traf er neun Mal für sein Team New Radiant im AFC Cup.

"Das war allerdings eines der besten Jahre meiner Karriere ", so der 34-Jährige im Gespräch mit FIFA.com. "Es war natürlich unglaublich für mich, in einem Atemzug mit solch großartigen Spielern genannt zu werden. All das wurde durch harte Arbeit erreicht, nicht nur von mir sondern auch von meinen Teamkameraden in der Nationalmannschaft und bei New Radiant.

"Bei New Radiant hatten wir ein großartiges Team unter dem fantastischen Trainer Velizar Popov. Im eigenen Land haben wir in diesem Jahr alles gewonnen", so Ashfaq weiter, der in dieser Saison unglaubliche 44 Tore in allen Wettbewerben für seinen Klub erzielte. "Wir haben die Meisterschaft ohne eine einzige Niederlage gewonnen und beim AFC Cup das Viertelfinale erreicht."

Vom Straßenfussballer zum Starspieler

Für die meisten Beobachter ist Ashfaq schlichtweg der beste Fussballer, den die Malediven je hervorgebracht haben. Dabei begann seine fussballerische Karriere eigentlich eher zufällig. Ashfaq war neun Jahre alt, und sein Bruder spielte für die Schulmannschaft. Eines Tages fehlte dem Team ein Spieler und man fragte Ashfaq, ob er einspringen könne.

"Genau so hat es angefangen. Das war der Beginn meiner Fussballkarriere", erinnert er sich an die Anfangszeiten. "Mein Training bestand am Anfang daraus, mit den Jungs aus der Nachbarschaft zu spielen. Bis heute sind wir befreundet und ab und zu hängen wir zusammen ab. Ich habe nie eine Fussballschule besucht."

Trotz dieses Hintergrundes hegte Ashfaq stets Hoffnungen auf eine großartige fussballerische Zukunft. 2001 wurde er als 16-Jähriger vom ortsansässigen Klub Valencia unter Vertrag genommen.

Damit begann der bemerkenswerte Weg des ungeschliffenen Rohdiamanten, der sich zum besten Torjäger seines Landes entwickelte. Innerhalb von vier Saisons brachte er es auf mehr als 100 Tore für seinen Klub. Es folgten Gastspiele bei verschiedenen Klubs in Südostasien, darunter der malaysische Spitzenklub PDRM FA. Und seit fast zwei Jahrzehnten hat Ashfaq nichts von seiner unglaublichen Torgefährlichkeit verloren.

Innerhalb von 18 Jahren brachte er es auf 53 Länderspieltore und ist damit der erfolgreichste Torjäger aller Zeiten der Malediven.

Mit seiner außerordentlichen Schnelligkeit, Beweglichkeit und Technik ist Ashfaq ein wahrer Dribbelkünstler, zu dessen Markenzeichen es geworden ist, gegnerische Torhüter auszudribbeln.

"Schon seit meiner Kindheit bin ich vom Dribbeln regelrecht besessen", so Ashfaq, ein leidenschaftlicher Fan von Diego Maradona. "Einen Torhüter auszudribbeln, gibt mir noch einen Extra-Kick, und das ist gut für mein Selbstvertrauen als Stürmer."

"Ich wollte immer die Gegner überraschen. Früher habe ich fast alles mit dem linken Fuß gemacht. Dann habe ich viel trainiert, um meinen rechten Fuß zu verbessern. Ich wollte unbedingt auf jede Weise treffen können."

Selbstverständlich blieben sein Talent und seine herausragende Form nicht unbemerkt und so zeigten mehrere europäische Topteams wie Benfica Lissabon, der FC Porto und Bursaspor großes Interesse. Doch Ashfaq lehnte alle Angebote ab.

"Ich bekam Angebote von Klubs in Europa und Asien. Über das Angebot von Benfica habe ich wirklich ernsthaft nachgedacht. Ich hätte die Chance wohl nutzen sollen, denn wäre ich dorthin gegangen, hätte ich gegen einige der besten Spieler der Welt spielen können."

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Rückkehr zur WM-Qualifikation

Ashfaq kennt sich auf der Bühne der WM-Qualifikation bestens aus. Schließlich hat er in mehreren Qualifikationswettbewerben bereits 14 Tore erzielt. Zwei davon schoss er im vergangenen Jahr in Qualifikationsspielen für die FIFA Fussball-WM Katar 2022™, bei einer 1:2-Niederlage gegen Syrien und einem 3:1-Sieg gegen Guam.

"Tore für die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation sind etwas ganz Besonderes. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist schließlich der Heilige Gral für alle Fussballer."

"Für mich ist es der größte Traum, im Zusammenhang mit der WM zu spielen, auch wenn es 'nur' die Qualifikationsspiele sind. Die Malediven sind nur eine kleine Nation, doch auch wir haben den großen Traum, eines Tages vielleicht einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein."

Nach zwei Siegen in den ersten fünf Spielen liegen die Malediven derzeit in Gruppe A nur einen Punkt hinter den punktgleichen Tabellenzweiten China VR und Philippinen. Somit kann man sich im Inselparadies noch Hoffnungen darauf machen, möglicherweise als eines der besten Zweitplatzierten Teams den Sprung in die dritte Runde zu schaffen, falls aus den letzten drei Spielen die maximale Punktausbeute geholt werden kann.

"Es ist eine schwere Gruppe in der alle Teams außer Schlusslicht Guam sich noch Hoffnungen machen. Wir sind also noch nicht abgeschrieben. Wenn wir uns optimal vorbereiten und unser Bestes geben, ist alles möglich."

Als einer der erfahrensten Veteranen im Team der Malediven schiebt Ashfaq den Gedanken an ein baldiges Karriereende weit von sich. "Ich fühle mich noch sehr fit. Ich trainiere doppelt so hart wie früher, um meine Form und meine Stärken zu bewahren. Ich möchte noch ein paar Jahre länger für meinen Klub und mein Land spielen. Denn wenn ich nicht Fussball spiele, wüsste ich gar nicht, was ich tun soll."