Dienstag 26 April 2022, 09:40

Talentförderprogramm schreitet weiter voran

  • Mithilfe des TDS sollen die Nationalteams der einzelnen Mitgliedsverbände (MV) wettbewerbsfähiger werden

  • MV beginnen 2023 mit der Umsetzung

  • Unterstützung der MV bei der Entwicklung einer langfristigen Strategie zur Talentförderung mit Fachwissen, Schulung und Ausbildung sowie Wissensaustausch

Die wachsende Ungleichheit zwischen den Regionen stellt eine große Herausforderung für die FIFA da, die hier gegensteuern und dafür sorgen will, dass mehr Nationalteams um wichtige Titel mitspielen können. Auf der Jugendebene ist die Situation allerdings eine ganz andere und ausgeglichener, was darauf hindeutet, dass talentierte Nachwuchsspieler in einigen Teilen der Welt durchs Raster fallen. "Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass die Anzahl der Länder, die ganz oben mitspielen, immer geringer wird. Weniger Länder erreichen dieses Niveau, und sie kommen immer aus denselben Regionen. Wir glauben, dass in vielen anderen Ländern noch Potenzial brach liegt", so Patrícia González, FIFA-Gruppenleiterin für Talentförderung.

Die FIFA hat mit einem bahnbrechenden Talentförderprogramm (TDS) auf diesen Missstand reagiert. Es soll den Mitgliedsverbänden helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen, indem jeder talentierte Spieler die Chance bekommt, entdeckt und gefördert zu werden. Auf diese Weise kann das Niveau des Nationalteam-Fussballs hoffentlich weltweit angehoben werden, damit am Ende 50 Nationalteams ganz oben mithalten können – ein erklärtes Ziel der FIFA-Vision 2020–2023. "Mithilfe des TDS sollen die Mitgliedsverbände in die Lage versetzt werden, das Niveau ihrer Nationalteams anzuheben, damit wir weltweit ein besseres sportliches Gleichgewicht erreichen. Das ist eines der strategischen Ziele unserer Organisation", erklärte Patrícia González. In der ersten Phase des Projekts wurde eine weltweite Analyse des Fussballökosystems durchgeführt, in deren Rahmen die Talentförderung bei 205 der 211 MV eingehend untersucht wurde. Dabei wurden bereits viele Daten und Informationen sowie Verbesserungsvorschläge gesammelt, was bei vielen MV Anklang fand. Laut Expertenmeinung ist es schwierig, generelle Gründe dafür zu finden, warum die MV ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen. In Asien sind beispielsweise die geographischen Gegebenheiten ein Problem. "Bei einigen Ländern haben wir die Erfahrung gemacht, dass es für sie schwierig ist, Zugang zu den Spielern zu bekommen und sie zusammenzubringen", meint Kelly Cross, eine in Australien ansässige Hochleistungsspezialistin. "Das ist ein allgemeiner Trend in einigen asiatischen Ländern." Weitere Probleme sind der Mangel an klaren Strukturen auf dem Weg zum Profispieler, nicht genug Pflichtspiele im Jugendbereich sowie ein Mangel an qualifizierten Trainern. Laut Steve McClaren, Hochleistungsspezialist, der unter anderem bereits das englische Nationalteam, den FC Twente Enschede sowie den VfL Wolfsburg trainiert hat, brauchen die MV nicht nur eine klare Strategie, sondern müssen auch konsequent danach handeln. "Viele erfolgreiche MV haben in einer Philosophie dargelegt, wie sie arbeiten, wie sie spielen, wie sie strukturiert sind – und daran halten sie sich durchgängig", erklärte er. Fest steht, dass ein großer Talentepool keine Erfolgsgarantie bietet und eine geringe Bevölkerungszahl nicht unbedingt ein Hindernis darstellt. "Alle glauben, dass eine breite Basis automatisch auch viele sehr gute Spieler hervorbringt", sagte Steven Martens, Technischer Direktor der FIFA. "Aber es kommt auf eine gute Ausbildungsstruktur an."

FIFA Technical Development Scheme Event

"Talentsichtung führt zur Entdeckung dieser Talente, die möglicherweise mehr Training, mehr professionelle Anleitung und mehr Qualitätsprogramme benötigen. Damit besteht dann vielleicht tatsächlich die Chance, mehr Talente auf Eliteniveau zu bringen und sportlich konkurrenzfähiger zu sein. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen, etwa über mehr Ligen oder gezielteres Training. Eines steht jedoch fest: Ohne klare Ausbildungsstruktur ist es für die Betreffenden sehr schwer zu erkennen, wie sie von Schritt A zu Schritt B und von Schritt B zu Schritt C kommen." Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, bringt seine eigenen Erfahrungen ins Spiel und erinnert daran, dass Nachwuchsspieler in vielen Ländern nicht die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um ihr Talent voll auszuschöpfen.

FIFA Technical Development Scheme Event

"Als ich das erste Mal einen Coach traf, war ich 19, und ich glaube, dass sich in einigen Regionen der Welt viele Spieler in einer ähnlichen Situation befinden", sagte er während eines TDS-Seminars, das im März in der Sportschule Wedau in Duisburg (Deutschland) stattfand. "Es gibt wahrscheinlich viele Spieler, die nicht die Chance haben, regelmäßig Wettkampffussball zu bestreiten und von Trainern angeleitet zu werden." Das TDS, das im Februar offiziell lanciert wurde, bietet Mitgliedsverbänden maßgeschneiderte Unterstützung bei der Sichtung und Schulung talentierter Spieler sowie eine umfassende Fussball-Förderungsstruktur für den Übergang in den Hochleistungsfussball. "TDS ist ein Programm mit Schwerpunkt auf Wissen, damit die Mitgliedsverbände ihr Potenzial auf der internationalen Bühne vollständig ausschöpfen können. Über Fachwissen, Schulung und Ausbildung sowie Wissensaustausch erhalten die MV die Möglichkeit, landesweit einen langfristigen Plan für optimale Strukturen zur Eliteförderung mit maßgeschneiderten Initiativen und Programmen zu entwickeln", erklärte Ulf Schott, Leiter der Abteilung für Hochleistungsprogramme bei der FIFA. Die FIFA hat ein Team mit mehr als 50 verschiedenen Spezialisten aus so unterschiedlichen Ländern, wie Bhutan, Honduras, Burkina Faso, Portugal, Deutschland und Georgien zusammengestellt, um den MV bei der langfristigen strategischen Planung ihrer Jugendförderung im Elitebereich unter die Arme zu greifen. Dabei wird das FIFA-Ausbildungszentrum eine zentrale Rolle spielen und den MV Schulungskurse und Bildungsmaterial anbieten, das speziell auf die Jugendförderung im Elitebereich zugeschnitten ist. Darüber hinaus werden Musterbeispiele aus der Praxis sowie ein Netzwerk von Experten zur Verfügung stehen.

FIFA Technical Development Scheme Event

Um am TDS teilzunehmen und Mittel zu erhalten, müssen MV eine Bewerbung einreichen und die Spezialisten der FIFA werden entscheiden, ob sie für die Teilnahme bereit und fähig sind. Diejenigen, die angenommen werden, erhalten ab 2023 Unterstützung. "Die MV müssen ihre strategischen Prioritäten für die Jugendförderung im Elitebereich mit Bezug auf die Ergebnisse der weltweiten Analyse des Ökosystems darlegen, erklären, welche Interessengruppen für ihre strategischen Prioritäten wichtig sind, und einen Überblick über das Projektmanagement geben", sagte Patrícia González. "Der Präsident, der Generalsekretär und der Technische Direktor des jeweiligen MV verbürgen sich mit ihrer Unterschrift für das Engagement in diesen Bereichen." MV, die sich erfolgreich für die Teilnahme am TDS bewerben, werden in der Lage sein, ihre spezifischen Talentförderprogramme voranzutreiben. Mit der Unterstützung und dem Wissen von FIFA-Experten im Hintergrund bietet sich ihnen die Chance, ihre Fussballtalente nachhaltig in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.