Mittwoch 02 Mai 2018, 14:36

Philippinen dank Erfolgen in Asien im Höhenflug

  • Die Philippinen haben ihre beste Weltranglistenposition aller Zeiten erreicht ​

  • Nach erstmaliger Qualifikation für den AFC Asien-Pokal belegen sie jetzt Rang 113

  • Kapitän und Trainer des Teams sprechen von einem möglichen Wendepunkt

Die Philippinen gelten schon lange als schlafender Riese der asiatischen Fussballszene. Schließlich ist das Land tief in der Fussballgeschichte des Kontinents verwoben: 1913 war man am ersten Länderspiel in Asien beteiligt und 41 Jahre später wurde auf den Philippinen die asiatische Fussballkonföderation AFC gegründet.

Doch bis vor kurzem hatte das Land, das mit mehr als 100 Millionen Einwohnern immerhin Platz zwölf in der Liste der bevölkerungsreichsten Länder belegt, sich noch nie für die AFC Asienmeisterschaft qualifiziert. Erst im März dieses Jahres ging die schmerzvolle 62-jährige Wartezeit zu Ende. Dank der erfolgreichen Qualifikation für den AFC Asien-Pokal kletterten die Philippinen in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste auf ihre beste Position aller Zeiten.

Nun scheint Rang 113 zunächst kein besonders bemerkenswerter Erfolg zu sein, doch man muss bedenken, dass die Philippinen noch Mitte 2005 auf Platz 191 lagen und drei Jahre zuvor eine 1:13-Schlappe gegen Indonesien kassiert hatten. Heute hingegen liegen sie vor asiatischen Konkurrenten wie Bahrain, Jordanien, Tadschikistan und Thailand.

Die historische Qualifikation wurde durch einen dramatischen 2:1-Sieg gegen Tadschikistan im Rizal Memorial Stadium in Manila erreicht und hatte durchaus etwas von einem Fussballmärchen. Schließlich fiel das entscheidende Tor erst in der 91. Minute und wurde zudem ausgerechnet von Kapitän und Glücksbringer Phil Younghusband erzielt, der schon so manche Enttäuschung erlebt hat. Es war das 50. Länderspieltor des Spielers, der einst beim FC Chelsea lernte.

Younghusband ist zwar erst 30, doch er gehört schon seit 12 Jahren zur philippinischen Nationalmannschaft. In dieser Zeit hat er zahlreiche Rückschläge verkraften müssen. Den Erfolg hält er für längst überfällig. "Es gab Höhen und es gab Tiefen", sagte er im Gespräch mit ABS-CBN. "Die Qualifikation für den letzten Suzuki Cup hatten wir verpasst – und jetzt das. Es gab also Höhen und Tiefen und nun diesen Erfolg, den ich für nichts auf der Welt eintauschen würde. Ich bin glücklich, dass ich in dem Land, das ich liebe, den Sport ausüben kann, den ich liebe."

Der Erfolg in der Qualifikation für die Asienmeisterschaft und die Verbesserung um neun Ränge bilden den vorläufigen Höhepunkt einiger erfolgreicher Monate für den philippinischen Fussball. Im Januar hatte einer der größten Klubs des Landes, Ceres Negros, einen überraschenden Sieg in der AFC Champions League gegen den australischen Vertreter Brisbane Roar gefeiert. Basketball und Boxen (dank der Erfolge von Manny Pacquiao) sind zwar weiterhin die beherrschenden Sportarten, doch der Fussball befindet sich definitiv im Aufwind.

"Hoffentlich erweist sich dieser Erfolg als Katalysator für die weitere Entwicklung", sagt Younghusband über die Qualifikation für die Asienmeisterschaft. "2010 haben wir viel Unterstützung aus der privaten Wirtschaft bekommen. Hoffentlich sorgt das nun für einen Wiederanstieg."

Thomas Dooley, der 1994 und 1998 mit den USA an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ teilnahm, ist der Trainer, der hinter dem Aufwärtstrend der Philippinen steht. Der ehemalige Kapitän der Stars & Stripes hat zwar keinen Vertrag mehr und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen, doch er ist zuversichtlich, dass die jüngsten Erfolge dazu führen, dass sich mehr Spieler mit philippinischen Wurzeln für das Land ihrer Vorfahren entscheiden.

"In Deutschland gibt es eine ganze Reihe Spieler, die beispielsweise für Dänemark oder Schweden spielen könnten und dabei Chancen hätten, sich für eine Europameisterschaft oder eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren", so Dooley gegenüber Reuters. "Was haben wir zu bieten? Ein wunderschönes Land und die Ehre, für dieses Land zu spielen – doch wir brauchen mehr.

"Doch wenn wir beim Asien-Pokal dabei sind und in der Weltrangliste in die Top 100 kommen und insgesamt auffälliger sind und man über die Philippinen redet, dann entscheiden sich Spieler vielleicht für uns und sagen: "Ich will dorthin gehen." Wir haben bereits einige Spieler kontaktiert, die eigentlich gern kommen würden und jetzt noch abwarten. Und worauf warten sie? Die Qualifikation für den Asien-Pokal ist für sie eine sehr interessante Sache. Dies könnte der entscheidende Funke sein, der sich in alle Richtungen ausbreitet. Das Potenzial ist vorhanden, wir brauchen nur noch eine Planung."