Montag 13 September 2021, 09:00

Das Wunderkind, für das die mentale Gesundheit an erster Stelle steht

  • Sonny Pike galt als kommender Star, doch er litt an Depressionen

  • Er teilt seine Erfahrungen, um das Bewusstsein für psychische Erkrankungen junger Spieler zu schärfen

  • Die FIFA-Guardians schützen das mentale und emotionale Wohlbefinden von Kindern und schutzbedürftigen Menschen im Fussball

Sonny Pike war ein technisch überaus talentiertes Wunderkind. Mehrere Spitzenklubs erkannten sein enormes Torjägertalent und umwarben ihn entsprechend. Wer den englischen Fussball in den 1990er Jahren verfolgt hat, erwartete wahrscheinlich, dass Pike ein bekannter Spieler im Seniorenbereich werden würde, doch der Erwartungsdruck lastete (zu) schwer auf seinen jungen Schultern. "Durch meine Tore erregte ich Aufmerksamkeit", sagte Pike gegenüber FIFA.com. "In meiner ersten Saison brachte ich es auf 49 Tore. Und danach habe ich in jeder Saison zwischen 80 und 100 Tore erzielt. Meine frühesten WM-Erinnerungen stammen aus der Zeit, als ich sechs Jahre alt war. In Italien fand die Fussball-WM 1990 statt und ich wollte nichts anderes, als Fussball spielen. Ich hatte ein Probetraining bei Ajax Amsterdam, womit abermals ein neues Niveau erreicht wurde. Ich war viel in den Medien präsent und wurde zu einer Art Berühmtheit, einem Wunderkind eben. Ich glaube nicht, dass ein anderes Kind jemals so viel Aufmerksamkeit in den Medien hatte." Im Scheinwerferlicht des Medieninteresses fühlte sich Pike hin- und her gerissen zwischen der Enttäuschung seiner Familie und seiner Trainer einerseits und der Bitte um die Unterstützung, die er als junger Spieler gebraucht hätte, andererseits. "Es gab Leute, die sich Sorgen um mich gemacht haben, aber ich habe nichts gesagt", erklärt er. "Ich wollte einfach nur Fussball spielen und gleichzeitig alle Leute glücklich machen."

Im Laufe seiner Jugend zog sich der vormals fröhliche, enthusiastische Sonny Pike immer stärker zurück, wurde introvertiert und entwickelte eine ungesunde Beziehung zu dem Sport, den er einst liebte. "Die Jahre von 14 bis 16 waren definitiv die schwierigsten", sagt er. Ich hatte in vielerlei Hinsicht zu kämpfen. Und selbst wenn ich auf den Platz ging, um zu spielen, versteckte ich mich in gewisser Weise auf dem Platz. Ich war immer ein extrovertierter Mensch, aber ich habe mich nicht richtig verhalten. Ich habe sechs Wochen lang mein Zimmer nicht verlassen. Mein Charakter veränderte sich, mein ganzes Wesen. Ich habe sogar darüber nachgedacht, mir das Leben zu nehmen, und bin tatsächlich irgendwo hingefahren, um darüber nachzudenken. Auf dem Rückweg wurde mir klar, dass ich mich zwischen Fussball und meiner geistigen Gesundheit entscheiden musste. Und der Fussball musste an zweiter Stelle kommen." Pike spielte zwar weiter, hatte aber Mühe, seine Leidenschaft für das Spiel wiederzufinden und wandte sich stattdessen dem Trainerwesen zu. Heute trainiert er junge Spieler, wobei er einen ganzheitlichen Ansatz für ihre Entwicklung verfolgt, und sich für die mentale Gesundheit einsetzt. "Das Gute daran ist, dass ich jetzt mit Menschen [über mentale Gesundheit] spreche und versuche, für die Spieler da zu sein. Ich bin gerne für die ganze Sache da, denn ich verstehe den Druck, der damit einhergeht. Mein Rat wäre, zu reden, die Hand auszustrecken. Ich finde, wenn man redet, nimmt das den Druck von innen heraus, während es eine tickende Zeitbombe ist, wenn man alles für sich behält und in sich hineinfrisst. Ich kann natürlich nicht jedem helfen, aber ich versuche einfach, jemand zu sein, mit dem man reden kann." Im Januar 2021 startete die FIFA eine offene Universität und das FIFA Guardians-Diplom für Schutzmaßnahmen im Sport. Ziel ist es, die Arbeit der Sicherheitsbeauftragten im Fussball zu professionalisieren und die Sicherheitsstandards zu erhöhen. Die FIFA arbeitet mit ihren 211 Mitgliedsverbänden und Konföderationen zusammen, um das körperliche, mentale und emotionale Wohlbefinden und den Schutz von Kindern und schutzbedürftigen Personen im Fussball rund um die Welt zu gewährleisten. Dazu dienen das globale Fortbildungsprogramm, das FIFA Guardians Safeguarding Toolkit sowie die spezielle FIFA-Abteilung für Sicherheit und Kinderschutz.

Befrienders Worldwide  Befrienders Worldwide bietet weltweit Hilfe und Unterstützung für Menschen, die sich in einer emotionalen Notlage befinden oder Selbstmordgedanken verspüren. Besuchen Sie https://www.befrienders.org/ und https://www.befrienders.org/other-helpline-organisations, um Hilfsangebote in Ihrem Land zu finden.

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